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Brief vom 25. Juli 1709

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


701.


[221]
Versaille den 25. Julli 1709.
… Ich hatt gehofft, daß hertzog Anthon Ulrich etwaß neües inventiren würde, E. L. einige verenderung zu machen. Kein badt kan eine verrenckt hüffte zurecht bringen; sie müste wider eingericht werden. Der ertzvatter Jacob muß den gang gehabt haben wie hertzog Anthon Ulrich, denn er hatte ja auch durch das ringen mitt dem engel die hüfft verrenckt gehabt; das ist doch eine wunderliche historie. Die zeittung so ich gestern bekam von Amelisse todt[1] jammert mich recht von hertzen, insonderheit beklage ich Louise, welche dißen todt sehr entpfindt; sie hatt mir selber nicht schreiben können, hatt aber durch eine frantzösche dame ahn die fraw von Ratzamshaussen schreiben laßen, dieße trawerige zeittung zu berichten. Ich habe Louisse gestern gleich geschrieben undt ihr gerahten, so baldt ihr möglich sein mag wider nach Hannover zu gehen, denn die occupation, so sie in E. L. dinst hatt[2], wirdt distraction geben undt die abscheüliche ideen verjagen, so ihrer schwester todt verursachet.
[222] Die histori von made de Monaco[3] undt mons. de Barbessieu[4] habe ich nicht gesehen, allein daß sie eine galanterie mitt ihm gehabt hatt undt gesagt, daß sie es nur gethan, weillen ihre fraw mutter es gewolt, das ist wahr. Das ist aber nicht so wunderlich alß was sie mitt ihrem mann gethan: erstlich hatt sie ihn vor ihren todt nicht leyden können, hernach ist sie sterbensverliebt von ihm geworden, undt auß lieb hatt sie ihm vertrawet, daß sie bey 10 oder 12 männer geschlaffen: bey mons. de Barbessieux auß complaisance von ihrer mutter, umb gelt von ihm zu ziehen; bey la Carte[5], umb Monsieurs s[eelig] secretten zu wißen; bey mons. le dauphin, umb in den affairen undt geheimnuß d’estat zu kommen; bey mons. de Ravetot auß curiositet, weillen man ihr gesagt, daß er so gar wunderlich geschaffen seye; bey mons. le duc de Roquelaure auß badinerie; bey drey pagen de la grande escurie, umb ihre damahlige amants jalous zu machen. Es seindt noch etliche, so ich vergeßen, so alle so schöne sachen sein; doch – genung undt über genung von dießem allen …
Des Königs in Denemarck[6] verstandt muß auffgangen sein wie eine roße; hir war der knopff noch sehr zu, wie I. M. hir waren …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. Juli 1709 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 221–222
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0701.html
Änderungsstand:
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