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Brief vom 15. Januar 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


746.


[264]
Marly den 15. Januari 1711.
… Durch alles übel, so Königs Carl armée in Spanien widerfahren[1], sehen E. L., daß ich nicht unrecht gehabt habe, E. L. zu sagen, daß unßer König Philip geliebt, der ander aber in Spanien gehast ist. Der graff Starenberg, so auff seiner seytte gesiegt hatte, meinte etliche stunden, daß er die schlagt gewunnen hette, schickte ein courier ahn König Carl zu sagen, daß er die schlagt gewohnen hette, aber ein par stundt hernach sahe er den feindt auff sich zukommen, undt mitt dem tag erfuhr er, daß sein [265] gantzer lincker flügel undt corp de bataille geschlagen weren, muste alß fort undt durchgehen; man verfolgt ihn noch, man meint aber nicht, daß man ihn ertapen kan; wexellen ist in allen sachen. Das lautt artig, daß der graff von Warttenberg mitt seiner frawen bijoux den König in Preüssen besanfftiget hatt undt sich wider mitt in gnaden gebracht. Ich finde den graffen gar nicht unglücklich, er behelt das seinige, kan noch viel vor seine kinder sparen undt hatt keine fatiguen mehr. Der cronprintz hatt woll hoch von nöhten, die finantzen zu verstehen; der König könte nicht beßer thun, alß dem cronprintz alles zu übergeben.
Bey der letzten schlagt hatt König Carl keine seyden gesponnen; wir erwarten erster tagen die zeittung, daß Girone über ist. Thäte man in Teütschlandt kinder in die dörffer bey ihre ammen schicken, wie hir, solte man meinen, der printz von Anhalt undt seine apoteckerin[2] weren verweckselte kinder, weill der fürst so bauerisch undt die apoteckerin so fürstlich ist …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Januar 1711 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 264–265
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0746.html
Änderungsstand:
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