Brief vom 12. Januar 1713

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Versaille den 12. Januari 1713^[1].

… Ein schwager^[2] vom duc de Berwick bringt die gutte zeittung, daß Girone^[3] entsetzt undt die belagerung auffgehoben ist ohne bludtvergießen noch einige action^[4] … Man spricht hir zwar viel von des groß Türcken declaration vom krieg gegen die Moscowitter, man sagt aber nicht, daß es mons. des Alleurs^[5] arbeydt seye. Wie ich höre, so ist der große Turck sehr interessirt undt karg, kan ihm der Czaar braff baar gelt geben, wirdt er den König in Schweden noch einmahl auffopffern, denn er kost ihm viel, insonderheit wenn der Stanislaus noch dazu kommen wirdt undt die unkosten vermehren undt also auch der Turcken unwillen … Die Königin Anne weiß in ihrem gewißen woll, daß unßer junger König^[6] ihr herr bruder ist, undt E. L. wißen, daß damahlen leütte E. L. selber auß Engellandt geschrieben, so gar nicht partialisch waren, daß kein betrug vorgangen. Der junge König gleicht auch zu sehr seinem gantzen geschlegt, umb daß man zweyffeln könte; zudem so ist seine fraw mutter zu tugendsam, umb solchen betrug ahnzustellen. Es ist ja über 24 jahr, daß wir sie hir leben sehen wie ein engel. Ich bin persuadirt, daß das gewißen der Königin Anna einmahl vor ihrem endt auffgehen wirdt. Die Königin Marie^[7] ist über die maßen gelobt von alle die sie gekandt haben; mylord Portland machte ein recht miracle auß I. M.
[326] Bey der Czaarwitzin^[8] habe ich leyder mitt meiner prophezeyung zu woll eingetroffen. Das dictionaire von Bail^[9] habe ich, ich weiß aber nicht, ob es der ist, von welchem E. L. sprechen. Ich bin persuadirt, daß einer, so nichts glaubt undt woll lebt, eher seelig wirdt, alß einer, so alles glaubt undt übel lebt. Auff ein jung gutt gemühte ist nicht allezeit zu trawen, denn die verführungen seindt gar gefährlich in dießer weldt …