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Brief vom 24. November 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


820.


[333]
Marly den 24. November 1713.
… Leütte, so auß Engellandt kommen undt den duc de Schomberg[1] haßen, haben gesagt, daß er Caroline das heßlich present geben, woran sie gestorben soll sein; Louisses zwey niepce jammern mich, werden viel mitt dem dollen undt kargen vatter undt stieffmutter zu leyden haben, undt das wirdt ein neü creütz vor die arme raugräffin sein. Ich habe heütte ein brieff von ihr bekommen, sie ist sehr erkendtlich vor alle genaden, so E. L. ihr erweißen, ihre sorg ist nur, daß sie E. L. mitt ihrer betrübtnuß beschwerlich ist.
Es ist dem chevalier de St. George[2] nicht leicht zu seiner armée [zu kommen?]; hir wirdt man ihm keine schiff geben undt ich sehe keinen ort, wo man ihm beystehen wirdt; auch ist es gar gewiß, daß er nicht von religion geendert hatt, wenn er das thete, würde es gewiß seiner fraw mutter das leben kosten. Das buch, so so ein groß geraß gemacht undt der papst condamnirt hatt, vom pere Quenel[3], habe ich gewust. Man hast die [334] Jansenisten hir nicht weniger, alß die reformirten. Wie E. L. mir die hertzogin von Zel beschreiben, so muß [sie] Jansenistisch sein. Die jesuwitter haben den pere Quenel weg jagen machen. Ich laß alle die sachen gewehren, bin weder von ein noch ander partie, habe auch nicht laßen können, meinem beichtsvatter selber zu sagen, daß es mich ärgert, daß leütte von einer religion sich so verfolgen. Zu Paris seindt viel bischoff versamblet wegen des papst declaration; was drauß werden wirdt, wirdt mir den schlaff nicht benehmen … Mein sohn undt seine dochter, die, wie E. L. wißen, einander so sehr geliebt haben, daß man leyder übel davon geredt hatt, die fangen nun ahn, sich zu haßen wie der teüffel, zancken sich alle tag undt, was ahm schlimbsten ist, die dochter brouillirt den vatter mitt ihrem mann; der vatter ist desperat nach Paris, er helt alles heimblich vor mir, aber ich erfahre es doch, seine gemahlin sagt mir alles undt ich thue, alß wenn ich nichts wüst.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. November 1713 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 333–334
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0820.html
Änderungsstand:
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