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Brief vom 7. Januar 1714

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


823.


[336]
Versaille den 7. Januari 1714.
… Ich glaube, daß E. L. den professer Treuer[1] einen feinen menschen gefunden haben, er sicht mehr einem cavalir gleich alß einem professer … Ich zweyffle nicht, daß I. L. printz Fritzgen[2] eine über die maßen große freüde vom christkindgen wirdt gehabt haben, denn ich erinere mich noch gar woll, welch eine hertzliche freüde es mir war, wenn man mir ein christkindtgen gab, undt wie bang ich vor die schüller war, wenn sie mitt dem stern kamen. Aber was mich mercken machte, daß es ein spiel war, ist, daß St. Petrus, so mich führen solte, wo das christkindtgen beschert, mir die handt bot ohne hendtschen undt war grindig undt ich konte mich nicht woll einbilden, daß man im paradeis grindig ist; ich konte nicht laßen, drüber zu lachen. Da sagte die gutte fraw von Harling gleich zu mir, sobaldt das christkindel [nicht geglaubt wird?], beschert es nichts mehr, undt seyder dem habe ich es nicht mehr zu sehen bekommen … Churbayrn[3] mitt allem seinen schönnen verstandt hatt, wo wahr ist was man von I. L. sagt, so aber hir vor gar wahr gehalten wirdt, nehmblich daß Churbayren alles was man von ihm gesagt: alß daß er nicht mehr König von Sardaigne sein solle, daß ihm dießes so verdroßen, daß er kranck drüber geworden, daß er die Oberpfaltz undt Bayern wider bekommen solte, aber daß er nicht leyden will, daß man in den accord setzt, daß der Churprintz von Bayern[4] eine Ertzhertzogin heürahten solte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. Januar 1714 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 336
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0823.html
Änderungsstand:
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