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Brief vom 18. März 1671

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


12.


[012]

A Madame de Harling à Osnabruck.

Friedrichsburg den 18. mertz 1671.
… Ich hette auch woll die reiße mit thun mögen, den heiligen herrn Labadie[1] zu sehen mit seiner heiligen geselschaft. Ma tante hat mir die gnad gethan, zu schreiben, daß sie gott mit springen loben; also glaube ich, wan ich dabey geweßen were, daß sie mich nicht verdambt hetten, denn ich ihnen praff mit springen hette wollen helfen gott loben. Da halt ich mehr von als von ihrem disputtiren. Die himlische freüde bey herren Labadie geselschaft wird nunmehr ein ende haben, weil, wie man sagt, der Labadie todt ist.[2] Der sprunk ist ein wenig zu weit, glaube nicht, daß einer von seinen disciplen demselben gern gar baldt nachfolgen wollen, es sey dan, daß er ihnen so einen botten vom himmel schickt, wie in der comedie von der Dorethea, wan sich fraw [Harling] weiß zu erineren.
Es ist mir recht leid geweßen, wie ich gehört habe, daß printz Gustien die kinderblattern hat, erfrewt mich aber auß ihrem schreiben zu [013] vernehmen, daß er gottlob so woll davon kommen; ist mir auch lieb, daß das printzeschen so artlich wirdt. Ich möchte woll wünschen, daß ich sie alle sehen könte; bitte, mich bey ihnen sambtlich wider meine dinstlichen grüß zu verrichten, wie auch alle bekante zu grüßen. Von hir kan ich gar nichts neues sagen, denn ich itzunder gantz allein hir bin; papa und mein bruder seindt zu Franckenthal; deßwegen ist es gar stille hir undt zimlich langweilig. Adieu, ich verbleibe …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. März 1671 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 12–13
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0012.html
Änderungsstand:
Tintenfass