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St. Clou[d] den 30. may 1673.
… Ich bedancke mich vor das gutte vertrawen, so Mons. Harling
undt ihr zu mir tragt, mir eweren kleinen vettern
[1] zu schicken. Seidt
versichert, daß ich alle sorge vor ihn tragen werde soviel ich kan. Es ist woll
ein artlich kint, nicht allein Monsieur undt ich, sondern alle menschen haben
ihn lieb; er dint schon wie einer von den andern
[2] undt fengt ahn, frantzösch
zu reden undt zu verstehen; ich hab ihn apart von den andern in ein hauß
logiren laßen, alwo die fraw im hauß sorg vor ihn hat, umb ihn alle tag
zu kämmen, sein weißzeug zu weschen
[3] undt ihn betten zu machen. Ich laße
ihm auch ein klein bettgen mit einem pavillon machen, damit er allein
schläft, undt er ißt ahn meiner jungfern taffel, daß ihm also, wie ich hoffe,
nichts mangelt. Damit ihr secht
[4], daß er sein teütschschreiben noch nicht
vergeßen hat, so uberschicke ich euch hirbey einen brieff von ihm, welcher
ohne zweiffel trefflich lauten wirdt. Er wirdt euch auch schreiben, wie es
ihm hir gefält. Seine erste dinste hir ist geweßen, daß er einer von den
hübschten jungfern hir im lande hat ahn taffel aufwarten müßen, welches
ihm dan nicht ubel gefallen, denn sobald man von taffel aufgestanden, hat
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ihn die jungfer ein parmahl geküst; dißes hette er gern in eine gewohnheit
gebracht; undt alß sie einmahl nicht dran dachte, stelte das kleine mängen
sich vor sie undt hielt ihr den backen dar; sie sagte zu ihm: er were gar
zu artlich, sie köne es ihm nicht abschlagen, undt küste ihn; also secht ihr
woll, daß er hir in Franckreich schon gantz ein galant geworden ist. Alle
menschen wöllen ihn bey sich haben, denn man findt ihn gar artlich. Er ist
auch einmahl mit Monsieur undt mich spatziren gefahren: wir fanden ihn
im garten spillen undt Monsieur war angst, er möchte sich zu viel erhitzen,
daß er davon kranck könte werden, drumb ließ er ihn fangen undt zu unß
in die calesche sitzen, undt hat die gantze promenade so mit gethan.
Wan sonsten die jungfern auch mit außfahren, so sitzt er in ihrer calesch
undt flöt
[5] den gantzen spatzirweg durch. Alle kleine medger sein von ihm
verliebt biß auch auf Monmaistre seine dochter, aber er ist gar cruel undt
will nichts mit ihnen zu schaffen haben. Er verzehlt mir von seinen brüdern
ein hauffen undt sagt, er habe einen, der were so schön, so schön, er hette
schöne rote bäckelin, eine schöne hohe naße, hübsche augen, aber ein unglück
hette er, nehmblich eine haßenscharte am maul, welche ihn verhindere zu
reden. Ich rede oft lang mit ihm, denn er ist gar zu artlich, wan er waß
verzehlt, dan macht er so ein ernstlich gesichtgen dazu; das macht mich
allemahl lachen. Ich wolte, daß ich so geschickt were undt könte so ein artlich
mängen, wie klein Harling ist, ahn den tag bringen, so würde ich gantz
stoltz mit sein. Es wirdt nun wol baldt ahn ein krachen gehen, denn ich
bin all 3 wochen im 9ten monat; wan ich noch so viel zeit habe undt
nicht niderkommen bin, eher Monmaistre wider weg geht, so will ich mein
lieb fraw Harling wider mit ihm schreiben. …