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St. Cloud den 13. aprill 1688.
… Hirmit kompt der kleine Harling ahngestochen, wie ihr es begehrt;
ich hab ahn seinem officirer vor 2 monat urlaub gefordert, lenger darf er
nicht außbleiben. Ich zweiffele nicht, daß ihr gar content von ihm sein
werdet, denn verstandt fehlt ihm gar nicht undt hat gar ein gutt ehrlich,
trew und aufrichtig gemüht, ich habe ihn recht lieb undt wirdt mir schwer
werden, die 2 monat seiner zu mißen, jedoch so gönne ich euch den trost,
ihn zu sehen, von hertzen, denn ich habe gar keine schande von dießer
meiner zucht, denn er ist hir bey jederman bekandt undt beliebt. Er ist
lobenswürdig insonderheit in dießer zeit, da die jugendt hir allen
abscheülichsten lastern so erschrecklich ergeben ist undt ist es woll waß rares, daß
er sich so hatt erhalten können. Unßern gantzen hiesigen zustandt wirdt er
euch beßer mündtlich alß ich schriftlich berichten können. Im übrigen so
bitte ich gar sehr, mein lieb jungfer Uffel wolle doch so gutt sein undt bey
docktor Kunerding
[1] 2 oder 3 pot von dem gelben schlagbalsam hollen
laßen, wie er ahn mein fraw mutter seelig pflegte zu schicken, undt solches
Harling mitgeben, mir auch dabey schreiben, waß es kost, denn alle leütte
hir, so mit vapeurs geplagt sein, plagen mich umb den balsam. … Waß
soll ich noch weitters sagen? …