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Brief vom 17. August 1692

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


55.


[050]
Versaille[s] den 17. augusti 1692.
… Seyder ein tag 10 haben wir all zimblich schön wetter hir gehabt, aber nun kompt der regen wider starck ahn, also muß lombre gewiß wider die beste zeitvertreib zu Linsburg[1] sein. Wie ich jung war, da hette ichs mit denen gehalten, so dantzen, nun aber seindt meine sprüng vorbey. Ich mögte wünschen, das I. L. die Churfürstin[2] wider bey ma tante sein mögte, denn mich deücht, es seye sehr von nöhten. Wolte gott, es were mir auch so erlaubt zu reißen wo ich hin wolte, [dann] solte man mich baldt sehen, wo matante ist. Ich mißgöne der verwittibten Hertzogin von Hannover[3], daß sie nun baldt das glück haben wirdt, oncle undt tante aufzuwarten; könte ich hin, ich schlieffe gerne auf dem stro. Die zeittung von Mons. le Dauphins heüraht mit meiner dochter ist leyder nicht wahr, undt [ich] kan mir nicht einbilden, wer es inventirt, denn der König denckt gar nicht dran. Ich weiß noch nicht, welcher heüraht im himmel gemacht undt auf erden vor meine tochter wirdt gebacken werden, allein ich förchte, sie wirdt endtlich eine alte jungfer werden undt flederwisch feil tragen[4]. [051] Mein sohn hat mir seyder kurtzer zeit greüliche ängste eingejagt, denn er einen greülichen fall mit dem pferde gethan, so ihm schir ein bein zerbrochen; von dem ist er so baldt nicht wider heil geweßen, so hat er sich bey dem erschrecklichen combat gefunden, alwo seine kleyder gantz durchschoßen sein worden undt einen streifschuß hat er ahm lincken arm bekommen.[5] Er schreibt mir, mein Harling hette sich über die maßen woll gehalten, war von denen, so den degen in der faust sich ins feindes feür gesprengt undt den feindt wider zurück getrieben haben. … Meines sohns blessure ist schuldig, daß ich gantz taub ahn einem ohr geworden, denn alß die zeitung von dem combat kam undt ich nicht recht erfahren konte, waß meinem sohn widerfahren, erwartete ich seinen courier biß umb 3 nach mitternacht undt blieb immer auf einem altan stehen, so vor meiner cammer ist; da ist mir die nachtluft dermaßen ins rechte ohr kommen, daß ich seyderdem gantz taub an dem ohr worden bin; ich habe auch dabey einen starcken husten undt schnupen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. August 1692 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 50–51
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0055.html
Änderungsstand:
Tintenfass