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Brief vom 19. Februar 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


78.


[066]
Paris den 19. februari 1698.
… Nachdem ich 3 gantzer posten geweßen ohne nichts von Herrnhaußen zu bekommen, entpfange ich endtlich die betrübte zeitung von meines lieben oncles Seel. absterben.[1] Ob ich mich zwar, seyder ich von I. L. Seel. kranckheit gehört, dazu hette bereiten sollen, so muß ich doch gestehen, daß ich ebenso bestürtzt darüber worden bin, alß wenn ich gar nichts von I. L. S. kranckheit gewust hette, undt betrübt mich woll von grundt meiner seelen; ich habe gantze lange nacht nichts gethan alß weinen, ohne daß mir möglich gewest, einzuhalten. Jetzt thun mir die augen so bitter wehe, daß ich sie schir nicht aufthun kan. Ich bitte, mein lieb fraw von Harling wolle doch so gutt sein undt mein trawercompliment bey jetzigem Churfürsten[2], wie auch bey Hertzog Jorg Wilhelm undt Hertzog Ernst August von meinetwegen zu machen. Ich bin in todtsängsten vor matante, daß I. L. dießes abscheülich unglück kranck möge machen, insonderheit weilen sie nicht schlafen kan. Mich verlangt von hertzen nach brieffe, umb ferner zu hören, wie es mit matante stehet; gott der allmächtige wolle sie trösten undt behüten. Der kopf thut mir so wehe, daß ich nicht weiter schreiben kan. … [067]
P. S. Donnerstag den 20. februari 1698 nachmittags.
Matante befiehlt mir, zu wißen zu thun, wie dero trawer sein muß.
Die cornetten[3] müßen von dicht holländisch tuch sein, der manteau von schwartz tuch mit einem gar breiten bort von herminen,[4] lange ermel auch mit ein bort von herminen, der schweif lang; der bort von herminen kompt um den halß vorn; von oben biß unten undt umb den gantzen schweif eine sainture[5] von crepe crepé[6] nur gebunden undt darnach hencken laßen biß auf den boden. Vorn muß der manteau mit haken zusammen gehakt werden, daß man gar keine öffnung sicht. In der cammer, wo man die cornetten tregt, thut man gar kein bandeau[7] ahn, man lest auch gar kein haar sehen; geht man auß, thut man ein langen dicken flor auf de crepe crepé schir wie die nonen tragen, ist man aber in ceremonien, muß man lauter schwartze capen haben undt ein schwartz bandeau, wie man vor dießem getragen hat. L’hermine muß man, wie schon gesagt, das gantze jahr durch tragen; das ist alles.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 19. Februar 1698 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 66–67
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0078.html
Änderungsstand:
Tintenfass