Seitenbanner

Brief vom 12. Oktober 1715

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Friedrich v. Harling


29.


[095]
Paris den 12. october 1715.
… Vielerley ursachen haben mich bewogen, den König zu regretiren[1], wenn es auch nur were, das liebe Fontainebleau nimmermehr zu sehen, auch das liebe undt ahngenehme Versailles undt Marly nicht mehr zu bewohnen, ohnahngesehen noch hundert andere ursachen. Hat mein sohn viel ehre[2], so hat er auch viel mühe, auch so, daß er weder ruhig eßen noch schlaffen kan, muß von 6 morgendts biß umb mitternacht arbeyten, denn der krieg hat so gar lang gewehrt, daß alles in einen gar ellenden standt gerahten undt muß manche jahre haben, ehe es wider zurecht kompt. Es ist mir bang, daß er sich zu todt arbeyten wirdt; ich hab ihn heütte noch nicht gesehen; sobaldt ich ihn aber sehen werde, werde ich ihm des Sigr. Ortence[3] lateinische vers presentiren; ich erinere mich seiner gar woll, er kame ja offt zu mir undt war ein wenig verliebt in die Felitz, so mein waschmedgen war undt fraw von Harling dinte, wie sie noch meine hoffmeisterin war. …
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. Oktober 1715 von Elisabeth Charlotte an Friedrich v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 95
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d10b0029.html
Änderungsstand:
Tintenfass