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Paris den 15. februari 1716.
… Die printzes von Wallis hat mir geschrieben, daß der König von
Engellandt ahn das thumcapittel von Osnabrück vor Hertzog Ernst August
geschrieben; mit dießer machtigen vorsprach konte es Hertzog Ernst August
nicht fehlen
[1], welches mich hertzlich erfrewet, denn Hertzog Ernst August
hab ich lieb, undt Hertzog Max, ob er mir zwar ebenso nahe ist, kan ich
weder lieben noch estimiren: erstlich so kene ich seine person nicht undt
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ich glaube nicht, daß er weiß, daß ich in der weldt, denn sein leben hat er
mir nichts sagen laßen, umb glauben zu können, daß er weiß, daß er eine
nahe baß in Franckreich hat; zudem habe ich so viel dolle sachen von I. L.
gehört, daß es mir alle estime benohmen; also bin ich hertzlich fro, daß
Hertzog Ernst August vorgezogen worden. Wie oncle seelig wart zum
bischoff von Osnabrück erwehlt, haben I. L. S. deren hoffstat so vermehrt,
daß ich gemeindt, daß sie gar reich geworden weren, bin alß bißher in
dießer meinung geweßen, undt vernehme mit verwunderung, daß es so wenig
einträgt. Ich wuste auch nicht, daß oncle seel. Dieffholtz
[2] hatte, aber woll
Ossen
[3], wo wir etlichmahl geweßen, insonderheit wie wir zu Pirmont
waren, wie mons. Harling mich in einer calesch den ring rennen machte. …