Brief vom 11. Mai 1719

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St. Cloud den 11. may 1719.

… Die spanische flotte hat der windt zerstreüet, aber mylord Marechal ist mit 1600 mann in Schottlandt abgestiegen, 1000 Hollander, so schon in Schottland sein, sollen ihn entpfangen haben. In dem landt sollen viele vor den pretendenten sein, insonderheit die, so in den bergen stecken. Dießes ungeacht soll doch der König in Englandt gantz resolvirt sein, seine reiße nach Hannover fortzusetzen, muß also die sach nicht vor gefahrlich halten. Madame de Berry^[1] ist, seyder sie zu Meudon ist, ein gar harter streich ahnkommen, sie hat 14 tag nach einander alle tag das fieber gehabt; nun seyder ein tag 10 oder 12 ist es vergangen, allein es hat I. L. eine solche mattigkeit in den schenckeln gelaßen, daß sie wider gehen muß lehrnen wie ein kindt undt sich unter die arm führen laßen. Richelieu ist inpertinent gebohren undt wirdt es auch woll biß ahn sein endt bleiben, er hat viel leütte, so sich vor diß erbares bürschgen interessiren, fürchte also sehr, daß er nicht nach würden gestraft wirdt werden. Mein sohn ist zu gutt, kan sich nicht resolviren, jemandt das leben abzusprechen.
[138] Der Maintenon todt ist nicht so sehr zu bewundern, alß daß sie wie ein jung mensch gestorben. Solte man sich in jener welt kenen, so wirdt in jener welt, wo alles gleich ist undt kein unterschiedt des standts, dieße dame zu wehlen haben, ob sie bey Louis XIV. oder dem lahmen Scarron wirdt bleiben wollen. Solte der König dort wißen, waß man ihm in dießer welt verhehlt, wirdt er sie dem Scarron guttwillig widergeben. Ihre niepce^[2] weiß das gelt beßer ahnzuwenden, alß vor die böße seel ihrer tante beten zu laßen, undt die pfaffen machen nichts mehr weiß… Seydt in keinen sorgen, ich werde kein wordt in Englandt schreiben von der printzes von Allen^[3]; ich verrahte mein leben niemandts…