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An Kurfürstin Sophie.
Marly den 13. Juni 1709.
… Es hat sich gar war befunden. Nehmblich, daß mons.
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de Chamilliart abgesetzt und mons. Voisin
[1] der Conseiller destat
undt Intendant von St. Cire war, in seinen platz ist kommen,
dieser aber muß dem Chamilliart 8 mahl hundert taußendt lievre
geben, undt der König gibt mons. Chamilliart 20/m
[2] thaller pension
sein leben lang undt solte seine fraw ihn überleben, wirdt sie die
helffte von der pension behalten, der sohn bekempt 12/m livre
pension … Etliche sagen, er könne nicht rechenschafft geben
von 23 millionen so unter seinen händen geweßen, so er aber
nicht genohmen, sondern jnteressirten leütten solle geben haben,
die auß forcht, daß es außkommen möge, ihm sein unglück
ahngesponnen, undt ihre creatur in seinen platz gesetzt, undt nur zu
hütten haben, daß mons. de Chamilliart nicht selber mitt dem
König spricht, den sie woll versichert, daß sonst niemandts gehertzt
genung ist, dem König die sach zu sagen. Andere aber sagen
folgende ursach, nehmblich daß wie der papst
[3] gemeint, daß er
mitt dem Keyßer krieg haben würde, hatt er durch seinen nuntius
dem König waffen fordern laßen, welches I. M. blat
abgeschlagen, mitt andtwort, daß nicht waffen genung vor Dero
troupen in den zeügheüßern undt arsenal wehren; so baldt der
nuntzius aber wider zu Paris in sein hauß were, kam ein
unbekandter mensch undt begehrte den nuntzius zu sprechen. Er ließ
[ihn] vor sich kommen, der sagte: Monsieur, ich weiß, daß Eüch
der König waffen abgeschlagen; allein, wen ihr Mad[am]e
de Chamilliart undt ihren dochtern einen zettel unterschreiben
wolt, daß ihnen der papst 20/m livres geben will, werdet Ihr
so viel waffen bekommen alß Ihr wolt undt nöhtig habt. Diß
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ist geschehen undt der papst hatt die waffen bekommen undt es
dem marechal de Thessé
[4] gesagt, der nontzius hatt es auch dem
marechal de Bouffler gesagt, die habens beyde ahn made de
Maintenon verzehlt, umb es dem König zu sagen, welches sie
gethan, worauff diese disgrace solle erfolgt sein. …