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An den Herzog Anton Ulrich zu Braunschweig-Wolfenbüttel.
Versaille den 9. Mertz 1714.
Der Baron von Weißbach
[1] hatt mich gebetten Ihm Einen
Brieff vor E. L. mitt zu geben. Ich Nehme dieße gelegenheit
E. L. meine dinstliche Dancksagung zu thun, vor daß schönne
undt tröstliche gesang
[2], so Ich vor 3 tagen Entpfangen. Ich
habe Ein Liedt drinnen gefünden, so Ich vor 43 Jahren schon
gewust außer daß Erste undt 11te gesetz. Ich wuste nicht, wer
Es gemacht, hatt mich recht Erfreuet, wie Ich Es in E. L. Buch
gefunden. Ich weiß seine Eygene Melodey undt ist mir gantz
leydt, daß Nur 3 sein, die Ich singen kan: dießes, Gott gib
mir Einen Freundt
[3], daß so auff: Wie nach Einer
Waßerquellen
[4] undt daß abendt Liedt
[5], so auff der melodey ist von:
o gott du frommer gott
[6]. Ich versuche (versuche) allerhandt
melodeyen auff die überigen, umb sie auch zu singen können.
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Ich habe schon gar viel gesehen, so Ich gar schön finde, kan
nicht genung vor dießes undt alles, waß E. L. vor mir thun,
genungsam meine schuldige Danckbarkeit bezeugen. Ich schicke
E. L. hirbey Eine traduction, so eine frantzösche dame von der
historie von Cicillius gemacht; weillen wir Ihn alle hir auff
teutsch beweint, hatt sie gewolt, daß Er auch in Frantzoß
beweint möge werden, so auch von Meines sohns gemahlin undt
allen Ihren damen geschehen. Daß wetter ist schlim undt
unbestandig, daß alle Menschen schir krank; glaube, daß E. L.
sich deßwegen auch schwächer finden, aber Ich hoffe undt wünsche
von grundt der seelen, daß E. L. dießen Frühling wider zur
gesundtheit undt Krafft gelangen mögen undt persuadirt sein,
daß Ich Dero dinstwillige baß bin undt bleibe.