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Brief vom 28. April 1716

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Caroline Prinzessin von Wales


352.


[105]

An Karoline von Wales.

[Paris,] den 28ten April 1716.
Des Duc de Noailles Großvater war einer von den häßlichsten Männern von der Welt. Er hatte ein gläsern Auge, eine Nase wie eine Eule, ein groß Maul, gar häßliche verfaulte Zähne, ein gar klein Gesicht, kleinen Kopf, und einen gar großen langen Leib ganz gebogen; war allezeit bös und grittlich; sein Großvater hieß Ghimel[1]. Als Madame de Cornuel[2] einmals seine Genealogie las, rief sie überlaut: je m’étois toujours bien doutée en voyant le Duc de Noailles, qu’il falloit qu’il sortit des Lamentations de Jeremie[3].
Als der König Jacob II. von Engelland nach Frankreich kam, ging die Mde de Cornuel nach St. Germain ihn zu sehen; kurz darauf sagte man, wie unser König sich bemühete, diesen König wieder auf dem Thron zu setzen; Mde de Cornuel schüttelte den Kopf, und sagte: j’ai vû ce Roi Jacques, notre Roi a beau faire, il n’en fera jamais que la sauce au pauvre homme.
Sie ging nach Versailles den Hof zu sehen, es war eben wie Mr. de Torci und Mr. de Seignelai[4] Ministers wurden, beide waren noch sehr jung; sie sahe sie und auch Madame de Maintenon; wie sie wieder nach Paris kam, fragte man sie, wie sie mit ihrer Reise zufrieden wäre? sie sagte: j’ai vû à la cour ce que je n’eûs jamais crû voir, c’est l’amour au tombeau et le ministére au berceau … denn die gute Maintenon war damals schon alt[5].
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. April 1716 von Elisabeth Charlotte an Caroline von Wales
in: Briefe der Herzogin …, Hrsg. H. F. Helmolt, Band 2 (1908), S. 105
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d13b0352.html
Änderungsstand:
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