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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Marly den 16 Mertz 1702.
[1]Hertzliebe Amellisse, Ewere schreiben können mir nie
unahngenehm sein, undt je mehr ich von Eüch allen höre, je lieber es
mir ist; habt also gar woll gethan, Ewer erste gedancken nicht
zu folgen undt mir Ewern brieff zu entziehen. Ich wolte gern, daß
Ihr undt Louisse noch eine zeit lang nach der königin in Preussen
abzug bey ma tante bleiben möget, damitt I. L. nicht gleich so gar
allein sein mögen; den daß gibt gar trawerige gedancken, wen man
daß alleinsein nicht gewohnt ist. Die gutte fraw von Harling s.
hatt ihre stelle zu ihrer zeit gar woll vertretten undt dar ist
gar nicht über zu lachen. I. L. der churfürst von Braunsweig hatt
daß, daß er unleydtlich drucken undt kalt ist in seinen reden oder
redt gar nicht; aber umb ihn zu attrapiren, muß man seinen raht
folgen undt thun, waß Eüch in der that vergnügt. Ich fürchte, daß
die separation von der königin in Preussen sehr hart bey ma tante
halten wirdt, fürcht mich drauff; ma tante verbeyst allezeit, wen
Ihr etwaß leydt thut, undt daß ist bitter ungesundt. Ich glaube
nicht, daß die weldt jemahlen doller undt verkehrter geweßen, alß
nun, undt daß ahn allen orten. Wendt Monsiner weiß nicht, waß
er sagt; er schreibt mir sehr selten. Aber Ihr seydt woll demütig,
daß Ihr meint, daß meines pagen brieff mir ahngenehmer, alß die
Ewerigen, sein würden. Hirmitt ist Ewer schreiben vollig
beantwortet; liebe Amelisse! Schließlich will ich nur noch sagen, daß
ich Eüch alles wünsche undt ahn Louisse, waß Eüch vortheilhafft
nutz undt ahngenehm sein mag, undt so lang ich lebe, werde ich
Eüch allezeit von hertzen lieb haben.