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Versaille den 21 December 1709.
Hertzallerliebe Louisse, ma tante, unßere liebe fraw
churfürstin, hatt mir letzt geschrieben, daß Ihr gern ein wenig balsam
du Perou hettet, ich habe es aber letzte post nicht schicken
können, den zu Marly hatte ich keines. Bekompt es Eüch woll, kont
Ihr mirs nur sagen, so werde ich mehr schicken. Ich habe alte
schachteln, wo man mir gelben balsam vor dießem in geschickt
hatte, sauber außwäschen laßen undt es hineingethan, damitt ich es
auff der post schicken kan. Ich fürchte, daß Ewere augen wider
schlim sein, den ich habe vergangen mitwog wider zwey schreiben
von ma tante entpfangen undt keines von Eüch. Wir haben nun
gar nichts neües hir, undt weillen ich anderwerts nichts in meiner
einsamkeit erfahren, so wirdt mein brieff heütte kurtz. In dießem
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augenblick kompt ein rieß herrein, so ahn unßerm hertzog von
Lotheringen ist; seine höhe ist von 7 pied, 3 pouce. Ich weiß nicht,
wie man diß auff Teütsch sagt. Ich weiß, daß man pied in maßen
schuhe heist, les pouce weiß ich aber nicht.
[1] Bitte, schreibt mirs,
liebe Louisse! Adieu, seydt versichert, das ich Eüch von hertzen
lieb behalt, liebe Louisse!