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Brief vom 19. Mai 1712

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


549.


[276]
Versaille den 19 May 1712.
Hertzallerliebe Louisse, vorgestern habe ich [von] ma tante zwey paquetten auff einmahl entpfangen undt dabey Ewere zwey liebe schreiben vom 8 undt 9ten, aber ich glaube, Ihr müst Eüch verschrieben haben undt daß Ewere brieff wie ma tante ihre geschrieben worden, nehmblich den 6ten undt 9ten, den daß seindt just montag undt freytag.[1] Gott seye danck, daß ma tante natur noch so starck, daß daß außgehen I. L. eher woll, alß übel, bekommen! Vor rohtlauffen ist nichts beßer, alß schwitzen, den daß macht alles außschlagen, undt dieße krankheitten seindt nur gefahrlich, wen sie einschlagen, wovor gott der allmachtige ma tante, unßere liebe churfürstin, gnädig bewahren undt behütten wolle! Glaßer mitt eyß konte ich nicht drincken. Ich meinte, thé müste warm getruncken werden; hir trinkt man es brenent, aber ich nicht, den ich kan gar nichts, so warm ist, im magen leyden. Ich habe es Eüch schon gesagt, liebe Louisse, pomes de Cina[2] seindt [277] auff mein wordt nicht ungesundt, ich habe es selber brobirt. Wen man gutt humors, daß ist ein gar gewiß zeichen, daß man nicht leydt. In die kirch zu geben, war daß gefahrligst wegen der feüchtigkeitten, so alß in den kirchen sein. Es schlegt 10, ich muß wider willen enden undt nur noch sagen, daß ich Eüch ein pitschirgen schicke, so gutt vor daß grieß ist; wen man schmertzen in den lenden hatt, muß mans drauff binden. Adieu! Were ich gestern nicht nach Paris, hettet Ihr einen langen brieff von mir bekommen; ich kame aber zu spät wider, kan also vor dißmahl nur sagen, daß ich Eüch von hertzen ambrassire undt recht lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 19. Mai 1712 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 276–277
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0549.html
Änderungsstand:
Tintenfass