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Brief vom 15. Januar 1713

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


570.


[298]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 15 Januari 1713.
Hertzallerliebe Louisse, wie ich eben ahn den abbe de Poliniac[1] wegen monsieur Dausone wolte schreiben, vernehme ich, daß obgedachter abbé in 8 tagen wider hir sein wirdt, also ohnnohtig, ihm zu schreiben, weiß aber ferner nicht, ahn wem ich mich wegen dießer sach ahnmelden solle. Last mirs wißen, liebe Louisse! Unahngesehen der unleydtlichen kalte, so wir seyder donnerstag haben, [kann ich sagen,] daß ich mich waß beßer befinde, ich [299] schreibe es dem fahren undt der lufft zu. Daß macht mich hoffen, daß mich der frühling wider za recht bringen wirdt. Gott seye ewig danck, liebe Louisse, daß ma tante, unßere liebe churfürstin wider woll ist, undt erhalte I. L. lange jahren! Ich muß Eüch noch sagen, daß mein dockter mir daß caffe ordinirt; ich finde es abscheülich, kan mich nicht ahn den bittern rußgeschmack gewohnen.[2] Ich wolte Eüch gern noch lenger entreteniren, allein ich muß ahn meine arme dochter schreiben, vor welcher ich in rechten ängsten bin. Ihr liebstes kindt, ihr zweytes printzgen, ist todtkranck. Sie hatt die 3 andern noch nicht verschmertz, fürcht, daß dießes letzte sie selber wirdt sterben machen, bin also in rechten sorgen. Die post hatt mir heütte gefehlt, welches mich recht kritlich macht. Gott wolle meiner dochter beystehen! Biß donnerstag werde ich Eüch sagen, wie es abgeloffen, den in der zeit muß daß arme printzgen todt oder salvirt sein. Adieu, liebe Louisse! Seidt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Januar 1713 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 298–299
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0570.html
Änderungsstand:
Tintenfass