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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Marly den 15 Julli 1713.
Hertzallerliebe Louisse, heütte habe ich Ewer liebes schreiben
vom 7 dießes monts entpfangen; weillen ich aber daß vom 28 Juni
noch nicht habe beantworten können, also werde heütte, so viel
mir möglich ist, auff dießes antworten, daß vom 7 aber vor ein
andermahl sparen. Wie ich sehe, so gefelt Eüch der
wolffenbuttelsche hoff nicht weniger, alß ahn ma tante. Nichts ist gesünder, alß
vergnücht zu leben, wundert mich also gar nicht, daß I. L. sich
woll zu Salsthal
[1] gefunden haben. Gott gebe, daß es dero
gesundtheit undt leben vor manche jahren mag verneüert haben! In
Ewerm letzten schreiben sagt Ihr nichts mehr von der hochzeit, wie
sie abgangen, die auff deß gutten hertzogens nahmentag solte
gehalten werden. Kans woll dencken, daß die geistlichen nicht
werden gedantzt haben. Wo hatt man sein leben geistliche dantzen
sehen? Ein drünckgen mitt zu thun, ist ein anderst, werdens
[2] zur
gedächtnuß, wie unßer herr Christus den wein zu Canan in Gallilée
gemacht hatt. Mich wundert, daß hertzog Anthon Ulrich seine
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kinder nicht zu Salsthal bey sich behelt, daß were doch eine
geselschafft vor dem gutten herren; aber ich glaube, daß die junge
leütte auch gern beysamen sein in so einem schönnen ort, wie Ihr
deß erbprintzen heüßgen beschreibt. Ich bin fro, daß ma tante
reiß ein endt hatt wegen daß abscheüliche böße wetter, so nun
eingefahlen ist, welches nicht ahngenehm zu reißen ist, den es ist
kalter windt undt regen, welches I. L. nicht gesundt geweßen were;
auch würde es den hertzogen schmertzlich gewest sein, [wenn sie] ihre
schönne gärtten undt promenaden nicht hätten weißen können. In
meinem sin ist der wolffenbüttelische hoff viel beßer reglirt, alß der
hannoverische, insonderheit vor die gesundtheit. Es ist gar woll
gethan, wen man schwitzt, nicht in der lufft zu bleiben, sonst gibt es
flüße, husten undt schnupen. Ich weiß nicht, waß daß
perschonelspiel
[3] ist, habe mein leben nicht davon gehört. Es schlegt 10, ich
muß auffhören, bin mehr, alß 12 mahl, verhindert worden.
Sontag den 16 Julli umb 3 viertel auff 10 morgendts.
Ich bin gantz ahngethan, also nicht die faulste in Marly, wie
Ihr segt.
[4] Ehe ich ma tante brieff ahnfange, will ich den Ewerigen,
liebe Louise, außschreiben. Es kompt mir wunderlich vor, daß alle
die wolffenbüttelische herrn alle so vertheilt sein, der alte herr zu
Salsthal, der elste printz auff ein landtgutt undt der von Bevern
zu Braunsweig, haben alßo wenig commers zusammen. Wie ich
dießen herrn zu Versaille gesehen, wie auch seinen großen hern
bruder, kammen sie mir beyde gar fein vor. Sie seindt meine
nahe vettern von mutter seydt, den printzes Christine von Eschwe
war landtgraff Fritz von Hessen dochter, der meiner fraw mutter
oncle war, also war die hertzogin von Bewern geschwister-kindt mitt
meiner fraw mutter, derowegen seindt die beverische printz[en]
ander-geschwister-kindt mitt mir. Ich bin woll Ewerer meinung,
daß dieße hertzogin von Beuvern die glücklichste unter den
3en schwestern
[5] sein wirdt. Bey der keyßerin ist es ein
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gezwungenes langweilliges weßen; bey dem czaar, stirbt der, wirdt
Moscovien wider wilt werden, die czaarwitzin also sehr zu beklagen;
aber bey den seinigen in sein vatterlandt zu bleiben können, halte
ich vor daß glückseeligste von der weldt. Den in frembten ländern
ist man doch allezeit suspect; ist man woll bey den fürnehmbsten,
gibt man jalousie undt findt hundert leütte, so auff nichts aplicirt
sein, alß einem zu schaden; ist man übel, felt einem alles über
den halß. Von dießem allem könte ich ein groß buch schreiben,
würde aber mehr sagen, alß nöhtig sein würde, insonderheit weillen
meine brieffe alle geleßen werden. Aber es schlegt 11, ich muß
auch ahnfangen, ahn ma tante zu schreiben. Ich habe mich ein
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wenig amussirt, den wie ich ahngefangen, zu schreiben, ist der fürst
Ragotzqui, so hir unter den nahmen vom graff Charoscht ist,
[6] zu
mir kommen. Er ist ein recht gutter herr, allezeit von guttem
humor, hatt verstandt undt gar viel geleßen, verstehet sich auff
alles, hatt meine medaillen undt gegrabene stein
[7][8] begehren zu
sehen, welche ich ihm gewißen. Daß hatt mich auffgehalten, aber
Ewer liebes schreiben ist doch völlig beantwortet, bleibt mir also
nichts mehr überig, alß Eüch zu versichern, daß ich Eüch allezeit
lieb behalte.