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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 25 Januari 1714.
Hertzallerliebe Louisse, ich hatte gehofft, heütte auff Ewere
zwey schreiben zu andtwortten können vom 12 undt 8 dießes
monts, weillen mein brieff vor ma tante etliche bogen kleiner ist,
alß ordinari; allein ich habe einen gar großen husten undt
schnupen, daß ich schon 2 tag die cammer halte, also haben mich heütte so
[viele] vissitten accablirt, daß ich kaum ma tante schreiben habe endigen
können. Die grandeur hatt viel ungemächlichkeit undt wenig guts,
aber hirvon were zu viel zu sagen. Ich komme auff Ewer liebes
schreiben vom 12. Ich versichere Eüch, liebe Louisse, daß daß
paquet von monsieur Fontanieu
[1] gar sicher ist überlieffert worden,
den ich habe es ihm in eygenen händen geben, ihm dabey gesagt,
er solle mir heütte die andtwort geben, welches er nicht gethan.
Ich nehme es gar nicht übel, bin fro, wen ich jemandts dinnen kan,
thue es von hertzen [gerne], ob ich die leütte schon nicht kene.
Davor ist man in der weldt, den negsten zu dinen, wie unß daß
evangelion [vom] Samaritter erweist, der den verwunten fandt, welches
erweist, daß, die wir nicht kenen, so woll unßere negsten sein, alß
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die wir kenen. Mitt mir hatt monsieur de Fontanieu nichts anderst
zu thun, alß zu ordonniren, welche tapetten man in meinen
cammern hencken solle oder nicht, aber es ist gar ein gutter ehrlicher
man, der allezeit fro ist, wen er mich nach gefallen meublirt. Hir
erlustiren sich die junge leütte mitt bal en masque, dieße nacht ist
der tritte geweßen, so gewehrt solle haben von 12 nachts biß 8
uhr morgen. Ich habe keinen gesehen undt werde auch keinen
sehen, den ich kan daß ewige menuet nicht leyden undt frag
nichts nach masquen
[2], lege mich zu bett, wen die andern zum bal
gehen. Ich bin fro, daß ma tante nicht offt auff die redoutte geht,
den solche ort sein warm undt es frirdt jetzt abscheulich. [Das
kann leicht] husten, schnupen undt seyttenstechen geben. Im 20
jahr thut nichts wehe, aber nach 60 alles, daß werde ich nun
gewahr. Den [ball] regretire ich gar nicht, aber woll die
commedien, so mich mein husten undt schnupen verliehren macht. Dieß
nach[t] im schlaffen-gehen werde ich mein ey nehmen, so mir alß
so woll bekompt undt nicht übel schmeckt. Hir haben wir
abscheüliche histörger vom bal zu Paris. Ein artig jung weib, so
schwanger war undt im bal ging, hatt in der pres ein stoß von
einem fuß bekommen undt [ist] gestorben wie Popée.
[3] Kein
keyßer hatt ihr den stoß geben, aber ein fürst von königlichem
geblütt, ein junges dolles hünckel. Ich dancke [gott], daß er mein enckel
nicht geheüraht, wie seine fraw mutter es gewünscht. Er [taugt]
nichts, wie mans auch nehmen mag, undt [hat] eine abscheüliche
figur, gantz scheff. Die Rotzenheüßerin hatt 1400 francken mitt
sich genohmen. Wie kan sie daß schon verthan haben? Sie soll
in Holstein gehen.
[4] Hiemitt [ist] Ewer liebes schreiben beantwort,
bleibt mir nur überig, zu versichern, daß ich Eüch biß ahn mein
endt von hertzen lieb behalte.