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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Paris.[1]
Versaille den 21 December 1713.
Hertzallerliebe Louise, ob ich zwar schon 21 bogen ahn unßere
liebe churfürstin geschrieben habe, auch recht leunisch bin, weillen
mir die hannoverische post gantz gefehlt hatt, so will ich doch
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mein bestes thun, auff Ewer liebes schreiben vom 8 dießes monts,
so ich vergangenen sontag entpfangen, zu andtwortten. Meine
brieffe, liebe Louisse, seindt kein danckens werdt. Wer wolte undt
könte nicht mittleyden mitt Eüch haben über so rechtmäßige
betrübtnuß, so Eüch zugestoßen? Wen mans in einer comedie sicht,
kommen einem die threnen drüber in den augen, will geschweygen
den, wen es einer person widerfahrt, so man kendt undt lieb hatt,
wie ich Eüch habe. Ihr kont ja woll gedencken, daß es mir
ahngenehm sein würde, wen ich Eüch soulagiren könte, liebe Louisse!
Ich fürcht auch, daß Ihr mir Ewern trost nur auß politesse gestehet;
den ich weiß leyder nur gar zu woll, daß gott der allmächtige undt
die zeit allein so harte stöß erleichtern können. Ich habe so viel
leütte verlohren, so mir lieb geweßen, daß ich nur gar zu woll
weiß, waß die erinerungen thun; drumb habe ich desto größer
mitleyden mitt denen, so ich weiß, daß sie dieße qual leyden. Ich
habe auch woll gleich gedacht, daß Eüch Ewere schwestern wider
einfallen würden. Wen man betrübtnuß endern könte, würde man
woll thun, keine zu haben; den es hilfft zu nichts, alß sich selbsten
umbs leben zu bringen, aber es stehet nicht bey unß. Die
Wilhelmel
[2] hatt einen brieff ahn ihrer mutter geschrieben, worinen
sie gar nicht narisch scheindt, sagt nur, daß die verfolgung der
Christen, so sie hir gesehen, hette sie glauben machen, sie were
nicht in den rechten weg, seelig zu werden, hette also ihr gewißen
müßen in ruhen setzen, drumb sey sie durchgangen. Daß geht
woll hin, aber der diebstal ist zu viel. Sie hatt keinen bedinten
mitt, weder mans- noch weibsperson, sie ist mitt dem kleinen kindt,
ein metgen von 8 jahren, weg undt man sagt, sie seye in ein
lutherisch thomstifft ins wirttenbergesch landt gangen; mehr weiß
man nicht von ihr, den sie hatt ihren brieff nicht datirt.
[3] Ich
bin fro, daß mein körbgen nicht ist verracht worden undt ma tante
ahngenehm geweßen. Waß dagegen zu schicken, ist woll nicht
nöhtig. Vor die medaille dancke ich nochmahlen, allein ich habe
noch niemandts finden können, so mir hette sagen können, waß es
bedeüdt. Es ist in kistgen placirt, [solche] sachen werff ich nicht
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weg; solte es auch kein ander meritten haben, alß von Eüch zu
kommen, so verwahre ichs umb Ewertwegen, liebe Louisse! Ich
habe keine medaille von meines brudern s. gemahlin, werde es also
mitt danck ahnnehmen; alle, die Ihr da nent, habe ich nicht. Hettet
Ihr selber medaillen,
[4] wolt ich Eüch bitten, sie zu behalten.
Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vollig beantwortet, bleibt mir nur
überig, zu sagen, daß man mich vorgestern so starck purgirt hatt,
daß ich gantz matt davon bin, kan also vor dißmahl nichts mehr
sagen, alß daß, in welchem standt ich auch sein mag, daß ich
Eüch doch allezeit von hertzen lieb behalte.