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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfurt.
Marly den 2 Juni 1714, umb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louise, ich habe noch ein stündtgen in meiner
cammer zu sein, derowegen will ich ahnfangen, auff Ewer liebes
schreiben zu andtwortten vom Pfingstmontag. Ich fange so spät
ahn, zu schreiben, den ich habe heütte viel gethan; morgendts umb
10 bin ich mitt dem könig in die meß, umb 11 habe ich zu mittag
geßen, umb 12 seindt wir auff die hirschjagt mitt deß duc du Maine
hunde, umb halb 4 bin ich von der jagt kommen, habe mich
geschwindt anderst ahngezogen umb
[1] bin nach St Germain, ein virtel
auff 7 bin ich wider her, habe zwey nohtwendige briff nach Paris
schreiben müßen. Hernach ist mein sohn von Paris kommen, wo
er eine trawerige ceremonie be[i]wohnen müßen, nehmblich ein
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service vor die königin in [Spanien].
[2] Die 3 princessinen, nehmblich
die geheürahte printzess de Conti undt ihr zwey ledige schwestern,
mademoiselle de Charoloy
[3] undt mademoiselle de Clermont, haben
die trawer geführt. Dieße ceremonien seindt abscheü[lich], ich
weiß wie; den ich habe dieße ceremonie 2 mahl vor die königin
undt zwey mahl vor die erste Dauphine thun müßen. Aber genung
hirvon! diß bringt gar zu trawerige erinerungen, komme lieber auff
Ewer schreiben. Weillen Ihr, liebe Louisse, noch nicht in
volkommener gesundtheit seydt, ist es mir leydt, daß Ihr meines
brieff[s] wegen undt umb ahn mich zu schreiben früher auffgestanden
seydt, den nichts ersetzt die krafften wider, alß woll zu schlaffen.
Den duc de Berry da will ich nichts mehr von sagen, laß I. L. s.
in dero ewige ruhe. Seine gemahlin befindt sich, gott lob, sehr
woll; hoffe, daß sie nicht blessirt wirdt sein. Der könig hatt I. L.
einen gutten trost [gegeben], ehe I. M. von Versaillen weg sein,
nehmblich 6mahl hundert undt 60 m. livres, daß seindt mehr, alß
220,000 thaller einkommen deß jahrs.
[4] Hette mich der duc de
Bery lieb behalten, hette mich nichts über seinen todt trösten
können; aber weillen er sich so gegen mir hatt endern laßen, daß ich
gewiß bin, daß er nur würde gelacht haben, wen ich gestorben
were, so habe ich mich auch getröst.
[5] Ich habe fraw von
Rotzenhaussen leßen laßen, waß Ihr von ihr schreibt. Sie erinert sichs
noch gar woll, sagt aber, sie hette nun braff gelehrnt, wie man
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sich umb alles bekümern muß. Die fraw von Rotzenhaussen ist
nun so betrübt, daß sie mehr von nöhten hatt, daß ich sie
auffmunter, alß sie mich; aber es schlegt 10, ich muß ahn taffel.
Sontag den 3 Juni umb 3/4 auff 8 abendts.
Ich habe nicht eher wider zu brieff gelangen können, alß nun;
den wir haben heütte in die kirch gemust, darnach bin ich mitt
dem könig spatziren gangen, erst umb 7 wider herein, da habe ich
ma tante brieff außgeschrieben. Nun komme ich ahn den Eweren,
den werde ich aber in großer eyll beantwortten, den es ist gar
spät undt ich habe noch ahn mein dochter zu schreiben. Die
betrübtnuß hatt mir nichts geschadt, gott lob! Die aderlaß hatt mir
mein ersticken gantz benohmen. Von printz undt graff von Hannau
wollen wir ein andermahl reden, ich habe nun [nicht zeit genug].
Nein, liebe Louisse, die freüllen von Rotzenhaussen hatt keine
60000 francken, undt wen sie waß gehabt hette, dörffte ihre
mutter ihr nichts geben, ohne all ihr gutt confisquirt zu haben undt
noch gar weggejagt zu werden; den man kan nicht erbittertert
sein, alß der könig über daß freüllen von Ratzsamshaussen ist. Sie
hatts mitt ihrem durchgehen undt religion endern
[6] so weit
gebracht, daß sie alle die ihrigen bey einem haar ins gröste unglück
von der welt gesteckt hette. Sie hatt mir etlich mahl geschrieben,
ich darff ihr aber nicht andtworten, ich würde mich sonst in rechten
ungnaden bey dem könig setzen.
[7] Hir seindt die religionen nicht
frey wie in Teütschlandt; wer von religion endert, wirdt criminel,
undt wen die mutter schon wolte, könte sie ihrer dochter nicht
helffen, ohne sich undt alle die ihrigen inß gröste unglück von der
welt zu stecken. Die mutter sicht woll, daß sich die dochter nicht
heürahten kan, wolte nur gern, daß sie in einem stifft were.
Weißenbach muß seine liebe auff ander gelt wenden. Ich meinte,
nun Ewer neuveu nicht mehr were, daß Ihr Eüch, liebe Louisse,
nicht mehr mitt deß duc de Chomberg affairen plagen würdet. Ich
habe Eüch ja versprochen, alle jahr eine kirbe von Versaille zu
schicken, hirbey kompt sie. Weillen es eben LL undt R sein,
formirt Ewer schiffer just; wünsche, daß es Eüch gefahlen mag.
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Mir kans gar kein ungelegenheit macht,
[8] so weitt erstreckt sich
mein beüttel woll. Ich finde, daß Ihr auch unrecht habt, ma tante
pressent außgeschlagen zu haben, den [das] kan I. L. nicht
gefahlen; den wen man waß gibt, gibt man es auß guttem hertzen, daß
solle auch so ahngenohmen werden. Von seinen herrn ist kein
schandt, gelt zu nehmen. Ich wünsche, daß der sawerbrunen Eüch
all Ewer versalzen geblüdt versüßen mag. Daß Ihr nicht habt
bawen wollen, kan ich Eüch nicht verdencken. Gott verleye, daß
Ihr mir noch manche jahren schreiben mögt, daß ma tante gesundt
undt woll außsicht! Ich wolte gern noch langer blauttern, aber
es wirdt zu spät, muß wider willen schließen undt vor dießmahl
nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch nochmahlen eine gar
glückliche undt vergnügte reiße wünsche, Eüch von hertzen ambrassire
undt Eüch, so lang ich lebe, lieb behalten werde, liebe Louisse!