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Versaille den 16 Mertz 1714.
Hertzallerliebe Louisse, vergangen montag habe ich Ewer
liebes schreiben vom 2 dießes monts zu recht entpfangen. Ich kan
nicht wißen, warumb meine schreiben nicht richtig gehen, den ich
fehle keine eintzige post. Seydter vorgestern ist daß wetter
auffgangen, heütte ist es ein gar schönner tag geweßen. Der könig
hatt mich zu der hirschjagt eingeladen, ich habe mich entschuldigt,
daß ich noch den husten zu starck hette; aber daß ist die ursach
nicht, sondern daß ich ahn ma tante undt Eüch schreiben konte.
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Ich bin in todtesangsten, die post ist mir heütte, daß ich so
hertzlich darnach verlange, blat außgeblieben; daß ängstiget mich
abscheülich, wie Ihr leicht gedencken könt. Ich rede I. L. woll von
ihrer kranckheit, cittire Eüch aber nicht, liebe Louisse, sondern
monsieur Martine; den es ist war, daß madame Benisen
[1] ihm
alles geschrieben, waß Ihr mir schreibt. Ich nene sie aber auch
[nicht], sondern sage nur, daß eine personne ahn monsieur Martin
I. L. unpaßlichkeit geschrieben, so ich nicht kene, undt hirin liege
ich auch nicht. Ich werde Eüch dießen brieff schicken, ohne es in
ma tante paquet zu thun, wie ich daß Ewere entpfangen. Daß der
magen ma tante noch getrück[t], nachdem sie wider beßer, macht
mich erschrecklich bang. Wie kan ma tante lieber fisch, alß fleisch,
eßen, insonderheit mitt öhl gekocht? Ich kan gar kein warm öhl
eßen, eckelt mir recht davor. Ich bin Eüch woll von hertzen
verobligirt, ma tante zustandt so eygendtlich zu beschreiben. Umb
gottes willen, liebe Louisse, so lieb alß Eüch mein leben ist, so
continuirt undt verhället mir nichts! Ich konte sonst nicht daweren,
bin in einer solchen hertzensbangigkeit, daß die post mir
außgeblieben, daß ich es nicht beschreiben kan. Gott der allmächtige
wolle mir beystehen undt gutte zeittung verleyen! Ewer lieber
brieff vom 2 ist vollig beantwortet, ich komme auff dem vom 26,
wo ich eine andere post geblieben war. Ich habe der Lenor
ahnbefohlen, ahn den graffen von Hanau in meinem nahmen vor
meinen vetter, printz Wilhelm, starck zu solicittiren. Sie hatt
geschrieben, aber noch keine andtwort erhalten. So baldt ich die andtwort
erhalten werde, will ichs ahn ma tante, unßere liebe churfürstin,
schreiben. Ist noch ein princes zu Cassel? Ich meinte, sie wehren
alle geheüraht. Oder sprecht Ihr vielleicht von deß printzen von
Nassau witwe? Wie viel printzen seindt noch zu Cassel außer
printz Gorgen? Ich weiß es nicht. Ich glaube, daß Ihr nun schon
wist, daß der keyßer undt unßer könig den frieden geschloßen
haben.
[2] Alleweill geht der marechal de Villar auß meiner
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cammer.
[3] Es ist spat, ich kan nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch
von hertzen ambrassire undt Ewch von hertzen lieb behalte.