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Versaille den 5 April 1714.
Hertzallerliebe Louisse, ich will nicht mehr sagen, daß ich
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Eüch alle posten schreiben will, den daß bringt mir unglück;
den ich habe schon vergangen sontag dran gefehlt, aber es war
Ostertag, ich hatte ahn ma tante undt den gutten hertzog zu
Braunsweig geschrieben. Gott gebe, daß er es noch entpfangen
mag! Hernach muste ich undt zuvor auch in die kirch. Vor
dem eßen gings noch woll hin, wehrte nur eine gutte stundt;
aber nach dem eßen war predig undt vesper, da man einen
psalm in musiq sunge, daß wehrte 3thalb stundt, must auch noch
selbigen abendt ahn mein dochter schreiben. Also secht Ihr woll,
liebe Louisse, daß ich Eüch ohnmöglich schreiben konte. Heütte
auch habe ich gar wenig zeit, will doch, so viel mir möglich sein
wirdt, auff Ewern lieben brieff vom 19 Mertz andtwortten. Ich
habe zwar auch einen vom 23 Mertz, dießen werde ich ein
andermahl beantwortten, nun aber komme ich auff das vom 19, bin fro,
daß Ihr meine schreiben so richtig entpfanget, sie meritiren aber
keine dancksagungen. Es ist eine zeit her so ein gar doll wetter
geweßen, daß alle leütte sich über flüßen undt rhumatisme beklagt
haben. Es ist noch beßer, flüß auff die backen undt zahnfleisch zu
haben, alß auff den augen, wie Ihr sie vor ein par jahren gehabt,
bin aber doch fro, daß es wider vorbey ist undt Eüch daß
blaßziehen woll bekommen. Liebe Louisse, zu flüßen bin ich, gott lob,
nie geneigt geweßen, aber woll zu husten undt schnupen. Mich
deücht, in Ewerer ersten jugendt wardt Ihr nicht gar zu flüßen
geneigt, ist vielleicht im closter Neüburch
[1] kommen. Daß Ihr
unruhig seydt, wen Ihr nicht bey unßer lieben churfürstin seydt,
daß ist keine einfahlt, sondern nur ein zeichen von eines gutten
gemühts. Ich habe unßere gutte fraw von Harling offt nützlich den
Pirmonter sawerbrunen zu Hannover drincken sehen, aber ich
bin persuadirt, daß die docktoren nur den sauerbrunen rahten,
wen sie nichts weitter wißen. Es ist gewiß, daß, wen man nicht
jung mehr ist, muß man nicht mehr viel zu nacht eßen, wen man
woll schlaffen will, bin also sehr fro, daß ma tante dieße parthey
genohmen. Ich weiß noch keinen eintzigen article vom frieden,
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er ist auch noch nicht publicirt, noch außgeblaßen worden. Ich bin
gar persuadirt, daß der frieden nicht lang wehren wirdt. Es ist
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mir leydt, wen ich die armen Christen verfolgen sehe; hette ich
credit undt stime im capittel, wurde jederman woll in ruhen
bleiben. Ich werde printz Wilhelm erster tagen andtwortten, aber ich
hoffe, er wirdt nicht übel nehmen, wen ich ihn nur in billiet
schreibe. Es wirdt gar spat, ich muß enden, liebe Louisse, undt
Eüch nur in eyll noch sagen, daß es mir lieb ist. daß Ewer
schwager sich in seine schuldigkeit eingestelt hatt. Ich bin, gott lob,
nun wider woll, habe nur noch schwache kniee. Adieu noch
einmahl, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt werde
Eüch all mein leben lieb behalten.