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Paris den 1 November 1715.
Hertzallerliebste Louise, ich habe heütte abendts nach 6, alß
ich auß der kirch kommen, Ewer liebes schreiben vom 28/17
October bekommen; ich kan aber nur in großer eyll drauff andtwortten,
den es ist gar spät. Ihr macht mich gantz stoltz, liebe Louisse,
zu sagen, daß Ihr findt, daß ich noch gutt Teütsch schreibe. Daß
alte Teütsch undt wie man zu meiner zeit gesprochen, weiß ich
noch zimblich woll, aber vom neüen Teütsch undt wie man mir
sagt, daß man nun spricht, daß kan ich wieder
[1] reden noch recht
verstehen, will geschweygen schreiben.
[2] Es frewet mich recht, liebe
Louisse, wen ich sehe, daß Ihr mitt mir zufrieden seydt. Ich bin
gar gewondt, bey licht zu schreiben undt spät; seydt davor in
keinen sorgen! Ich bin noch gantz matt von der aderlaß, so man mir
vergangenen dinstag gethan; sie haben hir so verfluchte maniren
mitt ihren remedien durch precaution, daß sie einem recht kranck
mitt machen. Ich finde nicht naßeweiß, sondern recht artig, waß
die kleine printzes Amelie gesagt. Es ist leicht zu gedencken, daß
sie woll königin in Preussen werden könte, oder woll gar keyßerin;
den ich glaube, daß sie nicht mehr, alß 3 jahr, alt ist; aber sie
mogte woll, wo die keyßerin einen ertzhertzog bekompt undt mein
dochter, so nur die stundt erwahrt, niederzukommen, undt solte sie
eine dochter bekommen, eine rivalle von printzes Amelie in dem
fall werden. Meine lotheringische enckelen seindt stifftmäßig; deren
seindt jetzt wenig in der welt, wie sie. Der printz undt die printzes
von Wallis können woll in ruhen [sein]. Kein mensch wirdt ma
tante schreiben sehen, nach meinem sohn
[3] werden sie gleich alle
gebrent. Man brendt nach der leütte todt woll die brieffe, s[o] gar
frantzösch sein, ohne sie zu leßen, will geschweygen dan werden
die meine ungeleßen verbrendt werden undt die mühe nicht
genohmen werden, sie zu übersetzen.
[4] Ich bin fro, daß man meinen
sohn noch lobt; gott gebe nur, daß es bestandt haben mag! Aber
die Frantzoßen seindt so unbeständig, daß man auff nichts bawen
kan, ist mir also ohnmöglich, über waß ich höre undt sehen [mich]
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zu freüen. Daß sandtmängen überfelt mich
[5], ich muß wieder
willen schließen. Adieu! In
[6] ambrassire Eüch von hertzen undt
behalte Eüch all mein leben lieb, Louisse!