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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 1 May 1718 (N. 72).
Hertzallerliebe Louisse, dieß ist daß zweytte mahl, daß ich
Eüch von St Clou schreibe. Gestern habe ich waß wüsts gethan
undt über 8 tag werde ich noch waß argers thun; es ist mir aber
gestern etwaß geschehen in meiner aderlaß, so mir noch ein
[1] leben
nicht wiederfahren ist. Nehmblich, [nachdem ich 2 gutten paletten
vorgelaßen, hatt sich auff einmahl daß fett vor daß loch geschoßen,
daß man keinen tropfen bludt mehr hatt bekommen. Gleich drauff
habe ich ein unerhört starck kopffwehe bekommen; mein docktor
hatt mir gerahten, spatziren zu fahren, welches ich gethan. Da ist
mir daß kopffwehe vergangen, alß wen man mirs vom kopff gezogen
hette. Über 8 tag, alß gestern über 8 tag, wirdt man mich wider
purgiren, daran kan ich mich nicht gewohnen. Es macht mich recht
trawerig. Aber last unß ahn Ewer liebes schreiben kommen! Dießes
ist zu langweillig, nur noch vorher sagen, daß, wie ich meinen
docktor gefragt, warumb er mich so plagen will, sagt er, daß, wen
er lenger wartten solte, mögte die hiße
[2] kommen undt mir schaden;
will also noch bey dießem schonnen frühlingswetter die sach
außmachen, muß mich also drin ergeben. Ich will nichts mehr von
meiner dochter sagen undt ihrer abreiß, daß ist auch nicht lustig.
Mein bludt war schon wie hünerbludt, aber waß braunroht undt
dick, so (man sagt) trawerigkeyt bedeüt. Freylich dancke ich, daß
meiner dochter reiß hir so woll abgeloffen undt ihr herr gar
vergnügt von unß gangen. Ich bin fro, daß meine bezahlung woll
überkommen. Wie die figürgen auff dem talck unterschiedtlich sein
sollen, hette ich gehrn, so nur büsten wehren. Mein sohn hatt keine
mittel genung, eine hohe alliantz zu machen; zudem wer wolte alle
die übelgeborne kinder vor die seinigen gehen sehen? undt noch
andere ursachen mehr, so sich woll sagen, aber nicht schreiben
laßen. Ich bin gantz von der alten roche
[3], die mißheürahten seindt
mir gantz zuwider undt ich habe in acht genohmen, daß sie nie
woll gerahten. Me[i]n sohns heüraht [hat] mir mein gantz leben
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versaltzen undt mein freüdig gemühte gantz verstört.
[4] Aber last
unß von waß anderst reden! Diß ist auch trawerig, liebe Louisse!
Seyder den brandt, so ich Eüch letztmahl geschrieben, habe ich
nichts neües erfahren, undt weillen ich noch waß matt von den 9
unßen bludt bin, so man mir gestern gezogen undt noch einmahl
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so viel hatt ziehen wollen, wen mein arm nicht versagt, also werde
ich Eüch, liebe Louisse, dißmahl nicht mehr sagen, alß daß ich
Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.