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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 9 April 1711.
Hertzallerliebe Louisse, dießen abendt hoffe einmahl einen
brieff zu schreiben können, so ein wenig auff die art sein wirdt,
wie ich sie Eüch gern schreibe, liebe Louisse, fange bey dem
frischten ahn, so vom 27 Mertz ist. Ihr schreibt mir nicht, waß die
Franckforter pillen kosten, den es ist nicht billig, daß alle
commissionen, so ich Eüch gebe, alß auff Ewern kosten gehen sollen.
Dancke nur vor die mühe, so Ihr drumb genohmen habt. Es ist
eine poßirliche sach vorgestern mitt den pilullen geschehen. Ein
maistre dautel
[1] de quartier vom könig, der den cachou sehr liebt,
aß bey den leütten zu nacht, vor welchen ich die pillulen gefordert
hatte, hatte sie bey dem nachteßen in der handt. Der maistre
dautel nach dem nachteßen meinte, gar schlau zu sein undt seinen
freündt woll mitt seinem cachou zu ertapen, springt auff undt flucks
mitt der handt in die Schachtel undt ertapt bey 20 pillulen, schluckt
sie gescwindt alle auff einmahl. Der freündt erschrack, aber die
sach war geschehen, es ist ihm doch nicht übel bekommen, hatt die
nacht woll geschlaffen. Ich glaube aber doch, daß sein
leckerhafftigkeit ihm wirdt bezahlt worden sein. Wen jedes so mitt handtfollen
nimbt, wirdt der apotecker nicht zu viel geschickt haben. Ich
brauch mein leben keine pilluln undt muß sehr kranck sein, wen
ich einig remedium brauch, waß nahmen es auch haben mag.
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Monsieur le Dauphin hatt auß precaution ader gelaßen undt purgirt,
heütte ist er zu Meudon blatt ohnmächtig worden, hatt daß fieber
mitt frost bekommen undt ist sehr schläfferig dabey. Wozu dint
die precaution dan? Dancke Eüch, liebe Louisse, vor Ewere gutte
wünsch vor meine gesundtheit, wünsche Eüch woll von hertzen
deßgleichen. Ma tante, unßere liebe churfürstin, hatt nicht manquirt,
mir landtgraff Wilhelms compliment zu machen, wovon ich sehr
content bin undt I. L. sehr verobligirt. Ich meritire, daß printz Wilhelm
ein wenig amitie vor mich hatt, den ich habe dießen artigen vettern
recht lieb. Von der gutten fraw Brinck werde ich nichts anderst
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sagen, alß daß, wen die zeitten beßer werden werden, wirdt sie es
auch entgelten.
[3] Von meinem sohn werde ich noch übeller bezahlt,
alß vom könig, ist mir nun 4 gantzer jahr schuldig.
[4] Ich glaube
nicht, den frieden zu erleben, aber solte er auch schon kommen, so
wirdt [es] doch noch etliche jahr ahnstehen, ehe alles wider in vorigen
standt kommen wirdt. Hirmitt ist Ewer schreiben von 27 Mertz
vollig beantwortet. Die, so mein paquet gemacht hatten, hatten
Ewern brieff vergeßen; so habe ich ihn nur ahn Monsieur Martiny
geschickt, wie er war. Schreibt mir, waß Eüch ahm gemächlichsten
ist, daß ich Ewere brieffe in ma tante paquet thue oder allein
schicke! Von printz Wilhelm sag ich nichts mehr, weillen ich
weiß, daß er wider von Hannover weg ist. Ich bitte Eüch, schreibt
mir, ob Ihr noch von dem weißen balsam von nöhten habt! so
werde ich Eüch noch mehr schicken. Mitt kein geschmer
[5] bin
ich mein leben umbgangen, werde es nicht im alter ahnfangen. Die
gräffin Platen hatt daß schmincken ahn hannoverischen hoff
auffgebracht. Mich deücht, ich habe dießen brieff schon beantwortet,
komme also auff daß vom 23 Februari, so ich gar gewiß noch nicht
beantwortet habe. Ich mache mir eine lust, Eüch lang zu
entrete[nie]ren. Von die bagoden noch medaillen sage ich nichts mehr,
weillen wir wißen, daß beydes ahnkommen ist. Daß affenbuch
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ist aber noch nicht ahnkommen. Mein fuß ist nun woll, aber die
knie thun noch gar wehe. Ich bin heütte nur
3/
4 stundt spaziren
gangen; ich bin müder, alß wen ich vor dießem 4 stundt gangen
bin. Dießen gantzen winter haben wir so viel regen, frost undt
schnee gehabt, daß ich gantz undt gar nicht habe außgehen können.
Es stehet jungen leütten so woll ahn, soldaten zu sein, undt unßer
herrgott kan ja überall erhalten; man stirbt doch nur, wen seine
zeit kommen ist.
[7] Nichts ist betrübter, alß die seinige zu verliehren.
Wer nicht ahn waß eytels dencken will, liebe Louise, muß ahn
nichts dencken, waß in der weldt ist; den alles ist eyttel, undt so
lang wir in der weldt sein, müßen wir mitt eyteln sachen
umbgehen, unßer verhencknuß in dießer weldt ist so, liebe Louise! Es
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wirdt spat. Ich muß auch nun schließen, habe auff alle Ewere
liebe schreiben geantwort, bleibt mir also nichts mehr überig, alß
Eüch, liebe Louisse, von hertzen zu ambrassiren undt Eüch zu
bitten, persuadirt zu sein, daß ich Eüch biß ahn mein endt von
hertzen lieb behalten werde.