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Brief vom 14. März 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


515.


[234]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 14 Mertz 1711.
Hertzliebe Louisse, 2 posten seindt mir so gar viel verhindernüße zugestoßen, daß ich Eüch ohnmoglich habe schreiben können. Gott gebe, daß ich heütte undt morgen zeit, außzuschreiben, finden möge! Ich fange bey dem frischten ahn vom 2 Mertz. Es frewet mich recht von hertzen, daß die bagatellen, so ich unßerer lieben churfürstin schicke, I. L. ahngenehm sein. Ich habe mir eingebildt, daß, weillen dieße arbeyt etwaß neües ist, daß I. L. es gern sehen würden; drumb habe ich die freyheit genohmen, dieße bagoden zu schicken, habe gedacht, daß auffs wenigst die kleine printz undt [235] printzeßgen von Hannover sich mitt divertiren würden. Vor eine so neüe arbeydt seindt [sie] nicht thewer, kosten nur 10 pistollen daß stück. Aber da kommen wider interuptionen. Daß printzgen jamert mich, daß man ihm die pupen nicht ahnrühren lest. Ich mögt auß der haut fahren, da rufft man mich abermahl. Adieu biß morgen!
Sontag umb 9 abendts den 14 Mertz 1711.
Ich glaube, daß ein [ei]genes genie undt teüffelgen bestelt ist, die leütte ungedultig zu machen undt ahn schreiben zu hindert;[1] solte es aber auch vor boßheit bärsten, so solt Ihr doch, liebe Louisse, dieße post ein schreiben von mir bekommen, zwar keine exacte andtwort zwar, den ich kan nur auff eines andtworten. Printz Fritzgen muß artig sein undt verstandt haben. Ich halte die dumherren von Hildesheim zu stämig, sich ahn pupen zu kehren, aber ich wolte ihnen rahten, sich daran zu amussiren, den ich glaube nicht, daß sie content abziehen werden. Ihr seydt allezeit gar zu demütig, liebe Louisse! daß choquirt mich. Daß ist alles, waß ich auff Ewern letzten brieff sagen [kann]. Den ersten werde ich beantwortten, wen es mir möglich sein wirdt, daß nur drauff sagen, daß es mir nicht möglich ist, der fraw Brinckin zu schicken, waß ich ihr destinirt hatte, alß nun;[2] den der könig ist mir 11 monat schuldig, daß ich nichts entpfangen; mein sohns leütte halten mir 200 m. francken ein, bin nun in einem schlegtern standt, alß ich mein leben geweßen. Madame Brinck muß gedult haben, so woll alß ich. Finde ich mich einsmahl in einen gutten standt, wirdts sie oder die ihrigen entpfinden; nun ist es aber durchauß ohnmöglich, welches mich vor sie undt vor mich selber sehr leydt ist. In welchen standt ich mich aber auch jemahlen befinden mag, so werde ich doch biß ahn mein endt sein undt bleiben die person, so Eüch ahm liebsten hatt.
Ihr sagt mir nichts von ma tante husten undt schnupen, daß macht mich hoffen, daß er nicht starck ist.
Ich bitte, schickt mir von den Franckforter pillen ein [236] schachtelgen voll! Es seindt leutte hir, so meinen, ihr leben bestehe drauff, haben mich drumb gebetten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. März 1711 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 234–236
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0515.html
Änderungsstand:
Tintenfass