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A mad. la raugraffe Louisse a Hernhaussen.
Fontainebleau den 2 September 1713.
Hertzallerliebe Louise, Ihr thut mir einen rechten gefahlen,
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so fleißig zu schreiben, bin Eüch sehr davor verobligirt, andtworte
[1]
heütte auff Ewer liebes schreiben vom 18 Augusti andtworten, daß
aber vom 21 biß über 8 tag versparen. Ich dancke den
allmächtigen von grundt meiner seelen, daß er unßere liebe churfürstin
wider zur volkommenen gesundtheit gebracht hatt, undt wolle
ferner glück undt seegen geben, daß I. L. es noch weit bringen
mögen! Ich bilde mir ein, daß bey deß abt von Lockums festin gutt
sawerkraut undt braunen köhl geweßen; daß macht mir daß maul
wäßern, wen ich nur dran gedencke.
[2] Daß letzte hette ich jetzt
hoch von nöhten, den in den letzten tagen ist mir zu Marly ein
abscheülicher husten ahnkommen, auch so, daß, umb den könig
nicht zu eckeln, bin ich in meiner kutsch her, welches mir aber
den letzten tag schir übel bekommen wer; den ich hette schir den
halß gebrochen, den mein kutsch ist auff einmahl gebrochen. Zu
allem glück kammen wir eben im flecken, haben also geschwindt
hülff gefunden. Wer es aber im berg-herunder-fahren geschehen,
so hetten wir halß undt bein gebrochen. Unßer herrgott hatt unß
woll behütt. Man kan eher von der königin Ester, alß von der
königin Vasti,
[3] herkommen, den Juden gibts noch mehr, alß
Persianer, in dießen ländern. Wen 3 mahl 24 stundt vorbey sein,
habe ich gehört, daß es nicht mehr einschlegt, welches nur daß
gefährliche im rotlauffen ist. Ich bin froh, daß ma tante von
gantzen hoff so geliebt ist undt man I. L. gerechtigkeit helt; den
sie merittirn, von der gantzen weldt geehret undt geliebet zu werden.
Ich habe heütte die jagt mitt fleiß verseümbt, umb mich zu
schonnen. Den gantzen tag bin ich zimblich woll geweßen, allein nun
kommen mir die quint-husten
[4] wider ahn, muß derowegen wider
meinen meinen
[5] schließen. Auff ein ander mahl werde ich Eüch
lenger entreteniren, nun aber nur sagen, daß ich Eüch von hertzen
lieb behalte.