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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.
Versaille den 7 December 1713.
Hertzallerliebe Louisse, mein intention war, he[ü]tte eine exacte
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andtwort auff Ewern lieben brieff vom 24 November zu machen,
allein mein husten hatt mir so viel vissitten heütte über den halß
gezogen, daß es mir meine zeit gantz benohmen, undt [ich kann]
Eüch nun nur in großer eyll sagen, es solle Eüch nicht leydt sein,
liebe Louisse, daß ich part in Ewer verlust undt unglück
genohmen, den wen ich daß nicht entpfunden, hette ich Eüch ja nicht
lieb. Solche harte schläge könen nicht so baldt heyllen. Nicht
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macht magerer, alß übermäßige betrübtnuß,
[2] den es hindert ahm
schlaffen undt eßen, welche bey[de] stück allein fett machen. Gott
gebe, daß Ihr Eüch baldt wider erhollen möget! Ich beklage von
hertzen die gutte fraw Weldten. Es ist betrübt, alle die, womitt
man gelebt, so fort zu gehen sehen. Die gutte freüllen Charlotte
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ist just den tag vor Ewer neveu gestorben. Gott wolle Eüch vor
beyde trösten undt stercke geben! Dem allmächtigen seye lob undt
danck, daß die zurückreiß von der Göhr so glücklich abgeloffen,
undt erhalte unß unßere liebe churfürstin noch lange jahren!
Eschechen ist daß nicht daß berümbte dorff, wo alle einwohner
undt drumb herumb chach spillen müßen können?
[4] Daß maul
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hatt mir gewäßert über deß pastors mahlzeit,
[5] da halt ich mehr
von, alß von alle ragus von Franckreich, deren ich keinen eintzigen
eßen kan.
[6] Nach dem caffé bin ich auch nicht lüstern, brauch
es wie ein remede, daß mir in der that woll bekompt, aber ich
liebe es nicht undt finde gar keinen gutten geschmack dran.
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In solcher betrübtnuß undt trouble, worin Ihr steckt, solt Ihr, liebe
Louisse, nichts brauchen, den es bekompt nicht woll. Madame
Chevan brieff bestelle ich fleißig. Adieu, liebe Louisse! Seydt
versichert, daß ich Eüch all mein leben von hertzen lieb behalte!
Hiemitt ist doch in eyll Ewer gantzes schreiben beantwortet.