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Versaille den 18 Februari 1714, umb halb 9 abendts.
Hertzallerliebe Louisse, weillen mein letzter brieff so gar kurtz
war, so muß ich Eüch heütte noch ein par wortte sagen, ehe ich
zum eßen gehe. Ich war geblieben, wo Ihr meindt, daß meine
knie undt hüfften nicht mehr schmerzlich sein würden, nachdem
ich zwey so gar große husten undt schnupen gehabt haben, aber
es ist arger, alß nie. Ich glaube vestiglich, daß ich endtlich gar
lahm werde werden. Daß abscheüliche kalte wetter ist, gott lob,
seyder 8 tagen vergangen; es ist nun ein gar feücht, aber doch
sanfft wetter. Es freüdt mich recht, zu vernehmen, daß unßere
liebe churfürstin sich ein [wenig] schondt; hoffe also, daß sie es
noch, ob gott will, weit bringen werden, wünsche es mehr, alß mein
eygen leben. Solte mein vetter, printz Wilhelm, noch zu Hannover
sein, bitte ich Eüch, liebe Louisse, ihn in meinem nahmen zu
ambrassiren, ich habe ihn recht lieb. Ich trincke zwar alle tag caffé,
aber ich kans nicht gewohnen, noch gutt finden, ob es mir zwar
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woll bekombt.
[1] Bin fro, daß dießer lieber vetter sich nicht
verdorben hatt undt noch artig undt polie ist. Es ist beßer, daß
printz Wilm nach der große geselschafft kommen, den daß macht,
daß man nicht allein ist undt noch geselschafft hatt. Wie ich sehe,
so seindt hertzog Ernst August undt printz Wilhelm gutte freünde.
Hertzog Ernst August solte Eüch auch geladen haben, weillen er
ja Ewer caffé gedruncken. Der seinen herrn brügeln wollen,
meritirt, todt geprügelt zu werden. Die jünge weiber zu Paris seindt
mehrentheils wie narinen. Getreng
[2] hatt mich nie ambarassirt,
ich konte mich braff herauß reißen, wie ich noch gutte bein undt
schenckel hatte. Ich erinere mich noch der gutten duchesse de
Guisse,
[3] wen die eine pres
[4] sahe, wo man durch muste,
kletterte sie ahn mich wie eine katze, umb sie durch zu reißen. Auff
monseigneur beylager trug man mich, ohne ein fuß auff die erdt
zu stellen, durch die press in den sahl,
[5] Ich fundt es nicht
ungemächlich, aber mitt kindern ist es gar kein spaß, die können
sich nicht helffen undt leicht verdruckt werden. Ich erinere mich
gar nicht, daß Ihr mir, liebe Louisse, die avanture undt groß …
von der königin Anne bal geschrieben habt, ist mir gantz neü.
Ich admirire allezeit Ewere handt, Ihr schreibt wie ein secretari,
habt gar keine weiber-handt;
[6] aber [ich] scheine [mich], daß
wir beyde einen meister gehabt haben undt ich so bitter übel
schreibe. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben volig beantwortet, bleibt
mir nur überig, Eüch zu versichern, daß ich Eüch all mein leben
von hertzen lieb habe undt behalten werde.