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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Marly den 18 Juni 1711.
Hertzallerliebe Louisse, vergangenen dinstag habe ich Ewer
liebes schreiben vom 8 dießes monts zu recht entpfangen, sehe gern,
daß meine brieffe nun so richtig überkommen. Die gedult, so ma
tante hatt, meine schreiben mehr, alß einmahl, zu überleßen, kan
ich ohnmöglich begreiffen, muß es nur dero gnaden vor mir
zuschreiben; den mir selbsten ist es durchauß ohnmöglich, meine
eygene schreiben zu überleßen; dieße mühe were mir viel größer,
alß die, 20 bogen zu schreiben.
[1] Wen Eüch, liebe Louisse, gar
naturliche reden gefahlen, so wunderts mich nicht, daß Ihr gerne
meine brieffe lest. Anderst, alß ich gedencke, kan ich mein leben
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nicht sprechen, drumb deüch
[2] ich auch gar nichts hir im landt. Waß
wolt Ihr von runtzelen sagen? Ich bin ja 10 gantzer jahr alter,
alß Ihr. Undt meint Ihr dan, daß ich eine glatte haut nun habe?
Nein, warlich nicht. Ich bin braunrodt, voller kinderblatternmähler
undt habe viel runtzeln, 5 rey an der stirn, in den ecken vom
mundt, ahn den ecken von den augen, zwischen den augen über
der naß daneben. Ich habe einen kurtzen halß, die taille wie die
kübelreütter klein, breydt von axellen, habe umbs gesicht die haar
weiß wie silber.
[3] Meint Ihr nicht, liebe Louisse, daß Ihr Eüch
bey einer solchen schönheit, wie die meine ist, nicht woll werdt
bestehen können? Meine handt kan vielleicht leßlich sein, schön
ist sie aber gantz undt gar nicht
[4] undt kompt nicht bey der
Ewerige, die eine rechte schönne cantzeleyschriefft ist. Ich bin
fro, daß Eüch der beaume blanc so woll bekompt. Wen Ihr deßen
noch mehr haben woldt, könt Ihr mirs nur sagen, so werde ich
mehr schicken. Man sagt, da[ß] vor geschwulst undt gar geschwer
in den ohren ist nichts beßer solle sein, alß in einem teig von
rockenbrodt viel lorber zu thun, daß blat, die frucht undt blumen,
hernach daß brodt backen laßen, undt wen es gantz warm auß dem
offen kompt, muß man es in der mitten auffschneyten undt, so warm
man es [leiden kann], vors ohr halten.
[5] Daß ma tante thé undt
chocolate gern drinnkt, geht woll hin; wen sie sich nur nicht ahn
daß heßliche caffé gewondt, so alles geblüdt corompirt!
[6] Daß
contrefait, daß mir ma tante vom printzgen geschickt, darin gleicht
er seinen groß herr vatter, hertz[og] Jorg Wilhelm, wie zwey tropffen
waßer. Wen er ihm nur auch in gütte gleich wirdt, ist alles gutt.
Daß warme wetter incomodirt mich nie, undt so heiß die son auch
sein mag, macht sie mir kein kopffwehe. Churbayren solle erster
tagen herkommen undt mitt unß jagen, so werde ich I. L. selber
Ewern brieff überreichen, ob zwar meine recommandation schlegt
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bey ihm ist; er kan mich nicht leyden, ist ambarassirt mitt mir wie
ein kindt. Solte Churbayern nicht herkommen, werde ich Ewern
brieff ahn Monasterol geben, I. L. envoyes hir ahm hoff. Mir kan
es gar keine mühe noch verdruß geben. Umb Eüch die warheit
zu sagen, so habe ich dießen churfürsten gar nicht so ahngenehm
gefunden, alß man ihn beschreiben
[7], stehlt sich hir gar nicht
churfürstlich. Ich verliehre schir gedult drüber, aber stille! davon ist
nicht erlaubt, zu reden; daß nur noch sagen, kompt er, so gib ich
ihm den brieff, kompt er nicht, so schicke ich ihn, I. L. wirdt ihn
also gewiß bekommen. Es war woll nicht nohtig, entschuldigung
vor Eüern brieff zu machen, den er war nicht zu tadtlen. Adieu,
liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalt Eüch
recht lieb.