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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Marly den 31 May 1711.
Hertzliebe Louise, ich schreibe Eüch nur dießen abendt nur,
umb Eüch in großer eyll zu sagen, daß mir
[1] Ewer schreiben vom
18 dießes monts woll entpfangen undt mir sehr ahngenehm geweßen.
Seydt in keinem sorgen wegen deß baume blancs! Ich werde es
Eüch nicht manquiren [laßen], habe schon nach Marseillen schreiben
laßen. Hinfüro werde ich nur ein gläßgen auff einmahl schicken.
Es ist raisonabel, schmertzen zu scheüen, undt man hatt sie
[2] nie
zu schemen, raisonabel zu gedencken. Man muß die kranckheitten
verhütten, so viel man kan; ist man es aber, muß man woll gedult
nehmen. Mich deücht, daß die cammermagt nie gesundt sein; ich
habe ein stuck 18 undt keine recht gesundt. Nimbt Ewer
camermedgen viel caffé, mogte es ihr woll gehen alß wie die fürstin von
Hannau, deß printz von Birckenfelts schwester.
[3] Ich bin recht fro,
liebe Louisse, daß Ihr es Eüch ein wenig abgewendt, den es ist
gewiß, daß nichts ungesunder. Man meint jetzt auch, daß es zu
monsieur le Dauphin todt geholfen undt eine coruption bey I. L.
s. verursachet,
[4] Ihr werdet leyder nun wißen, wie ellendt es
mitt meinen enckeln abgeloffen.
[5] Ich muß ahn meine arme dochter
schreiben. Ein ander mahl werde ich Eüch mehr schreiben, aber
dißmahl nembt nun, liebe Louisse, mitt dießen wenigen zeyllen
vorlieb, so Eüch versichern, daß ich Eüch allezeit lieb behalte!