Seitenbanner

Brief vom 31. Mai 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


528.


[253]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.

Marly den 31 May 1711.
Hertzliebe Louise, ich schreibe Eüch nur dießen abendt nur, umb Eüch in großer eyll zu sagen, daß mir[1] Ewer schreiben vom 18 dießes monts woll entpfangen undt mir sehr ahngenehm geweßen. Seydt in keinem sorgen wegen deß baume blancs! Ich werde es Eüch nicht manquiren [laßen], habe schon nach Marseillen schreiben laßen. Hinfüro werde ich nur ein gläßgen auff einmahl schicken. Es ist raisonabel, schmertzen zu scheüen, undt man hatt sie[2] nie zu schemen, raisonabel zu gedencken. Man muß die kranckheitten verhütten, so viel man kan; ist man es aber, muß man woll gedult nehmen. Mich deücht, daß die cammermagt nie gesundt sein; ich habe ein stuck 18 undt keine recht gesundt. Nimbt Ewer camermedgen viel caffé, mogte es ihr woll gehen alß wie die fürstin von Hannau, deß printz von Birckenfelts schwester.[3] Ich bin recht fro, liebe Louisse, daß Ihr es Eüch ein wenig abgewendt, den es ist gewiß, daß nichts ungesunder. Man meint jetzt auch, daß es zu monsieur le Dauphin todt geholfen undt eine coruption bey I. L. s. verursachet,[4] Ihr werdet leyder nun wißen, wie ellendt es mitt meinen enckeln abgeloffen.[5] Ich muß ahn meine arme dochter schreiben. Ein ander mahl werde ich Eüch mehr schreiben, aber dißmahl nembt nun, liebe Louisse, mitt dießen wenigen zeyllen vorlieb, so Eüch versichern, daß ich Eüch allezeit lieb behalte!
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 31. Mai 1711 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 253
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0528.html
Änderungsstand:
Tintenfass