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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.
Marly den 7 Julli 1712.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe heütte einmahl zeit, auff Ewer
liebes schreiben zu antworten, so ich gestern entpfangen vom 27 Juni,
den mein schreiben ahn ma tante ist heütte nur von 8 seyten. Waß
Ihr gehabt, ist ein recht fieber in allen formen. Wovon kompt
den daß? Mich deücht, die große hitze, so immer schwitzen macht,
solte alle böße humoren vertreiben, daß nichts vom fieber-materie
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bey einem bleiben solte. Meledie-Kent-pulver
[1] ist eine köstliche
sach undt gar nicht zu verachten, es macht nie schwitzen, man
nehme dan eine starcke dose. Thé über holdermuß deücht mir
ein doll remedie sein, aber alles ist gutt, waß courirt; bin fro, daß
Ihr deß heßlichen fiebers quit seydt. Es muß eine boße lufft sein,
so einmahl auff Hannover undt deßendt gegegen
[2] gefahlen ist,
daß sich jederman so auff einmahl übel befunden. Es ist gar
gewiß, daß die lufft viel zu der gesundtheit thut. Aber were es nicht,
daß gantz Hanover zu viel cavé nimbt, welches magen undt brust
recht schadtlich sein solle?
[3] Die lufft ist überall boß geweßen
den gantzen winter durch, also kein wunder, wen der windt noch
dergleichen auffrühren solte. Waß nicht sterblich
[4] ist, geht noch
woll hin. Ein gemeiner husten purgirt den leib undt man wirdt
desto gesunder hernach. Ich bilde mir ein, daß die tropffen, so
Eüch so woll bekommen undt andern mehr, von den englischen
dropffen sein, da man von ein grain von opium hundert tropffen
macht mitt 2 wurtzeln; die eine heißen azarum,
[5] die andere
sasafras.
[6] Nichts in der welt ist beßer vor die brust. Sie
schmecken bitter undt [haben] einen widerlichen geschmack wie
magsamen undt teriack. So baldt man bey dem husten schlaffen
kan, ist er vor nichts mehr zu rechenen. Waß man gewont, zu
thun, schadt selten. Man kan auch nicht recht judiciren, waß woll
undt übel; den die leiber seindt ebenso unterschiedtlich, alß die
gesichter, waß einen woll bekompt, schadt dem andern. Ich sage
von hertzen amen zu dem gutten wunsch, so Ihr thut, daß ma
tante noch ein viel hohers alter erreichen mögen, mitt gesundtheit
undt zufridenheit, setze ich dazu. Ma tante hatt Raison courirt.
Er muß sehr alt sein, den ich bin gar alt undt habe ihn mein
leben nicht gar jung gesehen undt ich bin 60 jahr alt. Ich muß
allezeit spät abendts schreiben, den tag über hatt man zu viel
verhinderungen; ich bins gewondt, es schadt mir gar nichts. Ich bin
weit davon, liebe Louisse, so schön, alß Ihr, zu schreiben können.
Caroline frantzosche handt gliche sehr ahn die meine. Wo ist
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unßer gutter schreibmeister mitt seiner gebrenten handt hinkomen?
Es war ein original in blodigkeit, ich habe ihn offt bang gemacht,
aber doch ein gutter, frommer, ehrlicher mensch. Ich brauch keine
brill; ob meine augen zwar nicht mehr, alß sie geweßen, sehe ich
doch noch woll genung, umb keine brill zu brauchen dorffen;
winters undt sommer schreibe ich bey licht. Liebe Louisse, hiemitt
ist, gott lob, einmahl Ewer liebes schreiben exact beantwortet.
Adieu! Den ersten brieff,
[7] so Ihr nach dießem von mir
entpfangen werdet, wirdt, wils gott, von Fontainebleau sein, den wir
werden biß mittwog … Wo ich aber auch sein mag, so seydt
versichert, daß ich Eüch allezeit recht lieb behalte!