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Versaille den 8 December 1712.
Hertzallerliebe Louise, alle Ewere liebe schreiben habe ich gar
woll undt mitt Vergnügung entpfangen, habe aber ohnmöglich eher,
alß heütte, drauff antwortten können; den seyder Marly hatt man
mich 5 mahl purgirt, welches mich unerhört abmatt. Weillen man
mich so absolute verspricht perfect zu heyllen undt couriren, wen
ich ihren raht folgen, so muß ich woll alles folgen, waß man mir
proponirt, sonst würde man sagen, daß ich mich durch opiniatretet
selber umbs leben bringe. Ich bin beßer, alß ich geweßen; den
nun kan ich wider eßen undt trincken ohn ersticken noch
schnauffen, daß ich zu Marly nicht konte. Ich kan meine beßerung noch
nicht im gehen verspüren; den ich bin so matt undt schwach, daß
ich keine kammer lang gehen kan ohne schnauffen, aber auß purer
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schwachheit; man tregt mich überall in chaisse. Waß endtlich auß
dießem allem werden wirdt … Es ist mir recht leydt, daß Ihr
auch nicht gesundt seydt. Hettet Ihr nur daß saußen in kopff,
würde es mich nicht erschrecken; den die marechalle de
Clerembeault,
[1] so nun in ihr 80 jahr geht undt die gesundteste fraw von
der welt ist, hatt seyder 44 jahren daß saußen im kopff. Wen Ihr
es noch 44 jahr behaltet, werdet Ihr Eüch nicht drüber zu
beschwehren haben. Ist nicht war, liebe Louisse? Ihr habt mir
einen rechten gefahlen gethan, mir die teütsche comedie zu
beschreiben, aber Ihr habts zu kurtz abgebrochen. Were ich bey
Ewer agabe,
[2] würde ich gar nicht brilliren; den ich kan weder
thé, caffé, noch chocolatte vertragen,
[3] kan nicht begreiffen, wie
man es gern drinckt. Thé kompt mir vor wie heü undt mist, caffé
wie ruß undt feigbonnen, undt chocolatte ist mir zu süs, kan also
keines leyden, chocolatte thut mir wehe im magen. Waß ich aber
woll eßen mögte, were eine gutte kalteschal oder eine gutte
biersub, daß thut mir nicht wehe im magen. Daß kan [man] hir nicht
haben, den daß bier deücht nichts hir. Man hatt auch hir kein
braunen köhl noch gutt sawerkraut. Dieß alles eßet ich hertzlich
gern mitt Eüch,
[4] wolte gott, ich konte so glücklich werden! Aber
man rufft mir zur taffel, muß wider willen schließen. Von den
frantzoschen ragoust es ich kein eintziges. Adieu, hertzliebe Louisse!
Ich hoffe, wen meine krafften mir wider werden kommen sein, Eüch
fleißiger, alß ich bißher gethan, zu versichern, daß ich Eüch biß
ahn mein endt von hertzen lieb behalte.