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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort sur le Main.
Marly den 22 November 1714.
Hertzallerliebe Louise , gestern bin ich mitt Ewr liebes
schreiben vom 13 erfrewet worden, werde aber dießes schreiben erst
biß sambstag oder sontag beantwordten, nun aber auff daß überige
antwortten, so mir noch von dem vom 6ten überig bleibt, nur
vorher sagen, daß, weillen Ihr mir in Ewern letztem schreiben
versichert, daß Ewere reiße nach Engellandt gantz resolvirt ist, Ihr
aber nicht sagt, wen Ihr weg reist, so werde ich dißen brieff noch
nach Franckfort schicken, den andern aber werde ich ahn monsieur
Martini schicken. Ewere reiße, liebe Louisse, setzt mich recht
in sorgen; den unahngesehen der seegefahr so seydt Ihr sehr sujet
undt zu flüßen geneygt, undt bey itzigem so gar rauen wetter; ich
fürchte, daß Ihr abscheulich leyden werdt. Wir haben heütte
gejagt, aber eins nach dem andern ist durchgangen. Man hatt die
kalte im waldt nicht außstehen können. Waß werdet Ihr den auff
dem meer außzustehen haben? Seydt versichert, daß ich recht in
sorgen sein werde, biß ich brieff von Eüch auß Engellandt werde
bekommen haben! Gott gebe, daß Ewere niepcen teütsch bludt
genung in sich haben mögen, umb danckbar zu sein, undt daß sie
keine englischen humor haben mögen! Waß michs aber fürchten
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macht, ist, daß sie keine lust nach Teütschlandt haben. Es ist kein
exempel, daß eine tante so viel mühe vor ihre niepce nimbt, alß
Ihr vor Ewerer schwester kinder. Die arme fraw von Rotzenhaussen
hatt daß potagram woll mitt unrecht, wen mans nur haben sollen,
wen man reich ist; die arme fraw ist es woll gar nicht, undt wen
ihrer dochter beüttel mitt ihrem gespickt solte werden, wirdt es
schmahle bißen geben. Ich bin, gott lob undt danck, deß caffé quit,
habe es nicht gewohnen können, kan weder caffé, chocolat, noch thee
vertragen; kan nicht begreiffen, wie man darauß ein delice machen
kan, mir were es gar kein regal;
[1] gutten braunen kohl, sawer
krautt, schincken undt knackwürst schmeckten mir viel beßer undt
einen gutten krauttsalat mitt speck; dieße delicatten speißen seindt
mein sach.
[2] Ich kene den herrn Wießer,
[3] habe ihn hir alß
envoyes gesehen. Er sicht recht auß wie ein Judt, solle auch so
interessirt sein, solle die arme Pfaltz abscheülich außsaugen. Ein
fürst von Nassau Sigen hatt ahm duc de la Trimouille geschrieben
undt part geben von seiner mutter todt. Waß war seine fraw
mutt[er] vor eine?
Sambstag, den 24 November.
Ich würde vorgestern abendts so interompirt, liebe Louisse, daß
ich ohnmöglich dießen brieff habe außschreiben können, undt waß
noch schlimmer ist, so habe ich den gesterigen tag auch nicht dazu
gelangen [können], bin so interompirt worden, daß ich ohnmöglich
einigen andern brieff habe schreiben können, alß ahn mein
dochter; deren habe ich 16 bogen geschrieben. Heütte haben wir den
gantzen tag den hirsch gejagt, ist also sehr spät nun. Waß hatt
der printz von Weimar ahn den füßen, daß er nicht gehen kan?
Adieu, hertzallerliebe Louisse! Ich hoffe, daß Ihr mir berichten
werdet, welchen tag Ihr weg geht, damitt ich wißen möge, wen ich
meine brieff ahn monsieur Martine geben solle. Gott gebe Eüch
eine glückliche undt gesunde reiß! undt wo Ihr auch sein möget,
liebe Louisse, so seydt versich[ert], daß ich Eüch von hertzen lieb
behalte!