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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Fontainebleau den 22 September 1714.
Hertzallerliebe Louisse, ich habe Eüch heütte schon
geschrieben undt schicke es auff die post. Dieß aber wirdt noch über
Strasburg gehen, damitt Ihr sehen, welches ahm geschwindtsten
überkommen mag. Es piquirt mich recht, daß die alte heßliche
hertzogin von Zel[1] noch bey leben ist undt daß unßere liebe
churfürstin, so viel frischer war, todt muß sein. Ich bin fro, daß der
neüe könig Eüch so freündtlich geschrieben. Ewer compliment
offendirt mich schir, daß Ihr mir sagt, liebe Louisse, daß Ihr sagt,
daß Ihr wünscht, daß ich Eüch lieb behalten möge. Meint Ihr dan,
daß ich capabel seye, zu endern? Wen ihr das meint, müst Ihr
mich noch nicht kenen; aber ich will hoffen, daß Ihr Eüch
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nur dießer art reden bedint, umb Ewer klein brieffgen vom 8ten
mitt der hofflichkeit zu enden. Darauf sage ich nur: Passe pour cela![2] undt versichere Eüch abermahlen, hertzliebe Louisse, daß ich, so lang ich lebe, [Euch] von hertzen lieb behalten werde.