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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Londre.
Versaille den 19 April 1715.
Hertzallerliebe Louisse, ob ich zwar heütte nicht mehr der zeit
habe, alß Eüch ein par wort zu schreiben, weillen es schon gar
spat ist … Heütte morgen seindt wir von 10 biß halb 1 in der
kirch geweßen undt dießen nachmittag von halb 3 biß 5, zudem
habe ich nohtwendiger weiß müßen 3 brieff schreiben undt
mademoiselle de Malause ihren außschreiben, so ich gestern ahngefangen
hatte. Biß dinstag hoffe ich, ob gott will, Eüch eine lange epistel
zu schreiben; durch dieße werde ich nur sagen, daß ich noch waß matt
von allen remedien bin, so man vergangene woch gebraucht.
Vergangen dinstag habe ich Eüch ohnmöglich schreiben können, den
wir seindt auff der jagt geweßen von 2 biß halb 8 undt haben
nichts gefangen; es kont mir aber nicht gereüen, den daß wetter
war so perfect schön, daß ich gefühlt, daß es mir krafften geben.
Ich habe in dießer woch 2 liebe schreiben von Eüch entpfangen
vom 1 April / 21 Mertz undt vom 8 April / 28 Mertz. Heütte aber
ist ahn kein andtwortten zu gedencken; den ich muß jetzt gleich
ahn mein dochter schreiben. Ich bin noch dazu (wie man in der
lieben Pfaltz sagt) heütte gritlich, wie eine wandtlauß, undt habe
es auch recht ursach. Aber ich kan nicht alles sagen, nur ein
eschantillon, nehmblich daß der könig der printzes des Ursin, so
recht straffwürdig ist, meinen sohn vor einen vergiffter zu passiren
machen, die recompensirt man undt gibt ihr 40 taußen[d] francken
pension.
[1] Die ander[n] 2 ursachen, so mich gridtlich machen, seindt
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nicht beßer, alß dieße. Solche ungerechtigkeitten machen einem
daß leben satt. Man muß dazu stillschweygen undt darff nichts
sagen. Man wirdt deß leben greulich müde, den man hatt lautter
schlimmes undt gar nichts gutts. Aber waß will man thun? Man
muß schweygen undt leyden undt gott alles heimstellen. Ich konte
noch lang hirvon reden, allein wegen meiner dochter brieff muß ich
enden undt vor dießmahl nichts sagen, alß daß, so matt von leib
undt recht trawerig im geist, so ich auch bin undt sein mag, so
behalte ich Eüch doch von hertzen lieb.