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Paris den 5 Januari 1719 (N. 43).
Hertzallerliebe Louise, ich glaube, ich habe Eüch den h. neüjahrstag geschrieben, wie daß ich zwey von Ewern lieben brieffen auff einmahl entpfangen von no 99 undt 100, bekommen, doch noch kurtz zuvor daß von no 98. Ihr könt woll gedencken, liebe Louisse, [004] daß ich heütte nicht auff alle 3 werde andtwortten können, sondern nur ahn die zwey frischten. Ich habe Eüch vor 8 tagen bericht, wie daß es heraußkommen, daß der duc undt die duchesse du Maine die uhrheber von der conspiration sein. Seyder dem hatt man noch etwaß erfahren, so den duc du Maine überweist. Man hatt ein brieff vom cardinal Alberoni ahn dießem duc gefunden, so ihm mitt dießen wortten schreibt:Dais[1] que la guere sera declarée, mettes le feu a touttes vos mines!Nichts ist deüttlicher; es seindt böße undt verfluchte leütte. Ach, da kompt man mir waß sagen, so mich jamert, nehmblich daß der könig in Schweden[2] in einem sturm geblieben ist[3]. Ich würde es mich doch gestrosten, wen mein vetter, der erbprintz von Cassel, könig in Schweden wern[4] solte. Er hatt gleich einen stillstandt mitt Denenmarck gemacht. Man hört nichts mehr, alß lautter unglück ahn allen ortten. Wen mein dochter so waß hört, sagt sie alß:
Der jüngste tag wirdt gewiß baldt komen, undt kan sich recht mitt ängsten. Der spanische ambassadeur fragt wenig nach alles. Er ist nach hauß, wo man ihm vor alle seine boßheit danck wirdt wißen. Hette man meinem raht gefolgt, hette man dießen bößen man büßen machen. Aber ich muß eine pausse machen.