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St Clou den 29 November 1721 (N. 45).
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, heütte auff Ewere
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2 letzte schreiben, so mir noch überig sein, zu andtwortten; aber
ich glaube schir, daß der teüffel sein spiel mitt hatt, weillen ich
nicht allein noch nicht dazu habe gelangen können undt werde es
noch nicht thun können, den es ist schon gar spät. Ich habe
gedacht, gleich nach dem abendts-gebett zu schreiben können, wo ich
gleich hin bin, wie ich von Madrit kommen; aber wie ich auß der
capel kommen, habe ich den graff Hoim
[1] undt chevallier Schaub
hir gefunden, die haben mir verzehlt, wie Cartouche gestern
gerädert worden. Daß hatt mich gar lang aufgehalten; habe, wie
sie weg, hab ich ahn meinen vettern, den printz Talmont
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andtworten müß[en], so in seinem landt ist. Nun aber will ich Eüch,
liebe Louise, entreteniren, biß mein eßen kompt; fange bey daß
kürtzt[e] von Ewern lieben schreiben ahn vom 28 October, no 28
[3].
Von meine schreiben, so Ihr damahls entpfangen, werde ich nichts
sagen, daß ist zu alt. Die bohmische medaille habe ich unter einer
andern medaille von dem könig in Bohmen gelegt, so ich habe.
Golt ist in den jetzigen zeitten gar eine thewere wahr, liebe Louisse,
aber ich habe, wie ich glaube, noch mehr golt undt gelt, alß Ihr.
Wen ich Eüch eine bagatelle schicke, ist es nur von meinem
spiel-gelt, thut also keinem menschen keinen tort. Man fengt nun wider
ahn, mein hauß zu zahlen; ahn me[i]n spiel-gelt hatt es kein mont
gefehlt. Meine einkommen bestehen in 3 punckten, bey dem konig,
so man meine pension [nennt], bey meinem sohn undt mein wittum.
Mein wittumb besteht in kurtzem begrieff, aber deß königs pension
undt waß ich von mein sohn zige
[4], daß macht all mein
einkommen. Were es keine so unglückliche zeit, würde ich gar
gemachlich zu leben haben. Es scheindt woll, daß monsieur Laws gelt
nach Englandt gebracht hatt; den er schon mehr, alß ein million,
verthan, seine schulden zu zahlen undt seine feindt zu besamfftigen.
Ein unglück kompt nie alle[i]n
[5]; der milord Rochester hatt nicht allein
sein hauß verbrendt, sondern hatt so insolent mitt seinem könig
[gesprochen], daß ihn der könig in den thurn hatt führen laßen.
Ich glaube, sein verlust undt brandt hatt ihn zum naren gemacht.
Ich glaube, ich habe Eüch schon gesagt, wie ich geglaubt, daß er
ihr näher were, ich will sagen die freüllen von Ohnhaußen ahn die
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duchesse von Candelle; aber die printzes von Wallis sagt, es were
nicht möglich. Apropo von unßer printzes von Wallis, sie beklagt
sich über Eüch, daß Ihr sie gantz vergest undt nicht mehr ahn sie
schreibt, auch zu viel complimenten in Eweren brieffen macht. Ich
habe versprochen, Eüch drüber zu filtzen, liebe Louise, welches
ich den hiemitt thue. Die printzessen sagt, daß sie Eüch von hertzen
lieb hatt. Corigirt Eüch den undt schreibt ihr, aber ohne
complimenten! Ich habe geantwort, daß Ihr dieße complimenten ahm
heß[i]schen hoff müst gelehrnt haben, den zu Heydelberg war es
gar nicht die mode. Adieu! Da kompt mein klein nachteßen, kan
also nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.