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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 28 Februari 1722 (N. 71).
Hertzallerliebe Louise, ich habe noch bißher nicht auff Ewer
liebes schreiben vom 10 Febr[uari], no 12, andtwortten konnen. Gott
gebe, daß ich es heütte möge thun! Aber ich kan in Paris nie
gutt davor sein, den man findt allezeit verhinderungen undt
interuptionen. Ich glaube nicht, daß ein verdrießlicher[er] ort in der
welt ist, alß Paris. Ich bins woll hertzlich müde; so baldt wir
Quasi modo genite
[1] werden er[r]eicht haben, werde ich nicht mehr
lang hir hocken. Es wirdt mir sein, alß wen ich im paradis werde
sein, wen ich die gutte undt frische lufft von St Clou wieder
verspüren werden. Aber es ist noch lang hin, werde unterdeßen noch
viel verdrießliche stundten haben, insonderheit übermorgen. Da
muß ich der zukünfftigen konigin
[2] entgegen fahren 3 meil von hir
ahn ein ort. Ich werde meine kutsche gantz voller princessinen
du sang haben, madame de Vantadour
[3] wirdt die infantin auff
ihrem schoß haben undt wir werden alle in ihre kutsch. Wie wirdt
daß kindt sich zerheüllen, so viel frembte gesichter zu sehen undt
bey sich zu haben! Ich höre nichts ungerner in der welt, alß
geblar von kindern. Wir werden 6 großer stundt unterwegen sein,
umb wider zu kommen, den wir werden schritt vor schritt fahren,
erstlich den könig zu begegenen 2 meill von hir; daß wirdt eine
ceremonie geben. Darna[c]h wirdt der könig wider in sein kutsch
mitt mein sohn undt alle prince du sang sitzen undt nach Paris au
Louvre fahren, seine infantin, reine futture, dort zu entpfangen;
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wir andere aber werden mitt der infantin gar langsam nach Paris
fahren, wo man viel schwibbogen auffgericht; ahn jede ehren-pfort
wirdt man eine harangue machen, also meint man, daß die
ceremonie 5 stundt werden
[4] wirdt
[5]. Ihr könt leicht gedennken, wie lustig
daß vor mich sein wirdt. Gott stehe [mir bei] undt helff mir
dießen tag überstehen! Es wirdt gleich 9 schlagen undt man bringt
mir in dießem augenblick Ewer liebes schreiben vom 17 Feb[ruari],
no 14; also fehlt mir ein schreiben von Eüch, nehmblich daß von
no 13. Informirt Eüch doch, liebe Louise, wo es hin kommen [sein]
muß! Der hertzogin von Zel todt weiß ich schon lengst mitt allen
umbstanden; were sie vor 60 jahren gestorben, were es mir lieber
geweßen undt hette viel unglück verhütt
[6]. Mein husten ist, gott
seye danck, vollig courirt. Wir haben seyder 8 tagen daß schönste
wetter von der welt hir gehabt, habe es mir aber nicht konnen zu
nutz machen, so ist Paris beschaffen. Hir hort man auch von
viellen krancken undt sterbenden. Morgen werde ich die trawer vor
der fürstin Ragotzy ablegen, wirdt just 12 tag sein, daß sie
gestorben. Wegen der infantin hette ich die trawer doch übermo[r]gen
ablegen müßen. Alle außgewacksene leütte haben ordinari mehr
verstandt, alß andere, undt man findt wenig buckeliche leütte ohne
verstandt. Aber da schlegt es 10, ich muß wider willen schließen
undt vor dießmahl … Habe 2 vissitten heütte gethan undt die 2
printzessinen in die ittalliensche commedie geführt, daß macht mich
so spätt schreiben. Es wirdt die zukünfftige woche lautter kurtze
brieff geben wegen der infantin; aber ich werde doch, keine post
fehlen, Eüch zu versichern, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.