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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Paris.[1]
Versaille den 8 Mertz 1710.
Hertzliebe Louise, ich komme hiemitt, mein wort zu halten
undt auff Ewer schreiben, so ich vergangenen montag entpfangen,
zu andtworten. Ich habe heütte wider ein schreiben von ma tante
bekommen vom 24 Februar, worinen sie mir bericht, daß sie, gott
lob, gar woll geschlaffen; also hoffe ich, daß der husten baldt wider
vergehen wirdt, den wen man schlaffen kan, vergeht er baldt, hoffe
also, durch die erste brieff zu vernehmen, daß ma tante wider
gesundt ist. Aber waß mich in sorgen setzt, ist, daß ich förchte,
daß ma tante die erbprintzes von Wolffenbüttel besuchen wirdt,
so die kinderblattern hatt, undt nichts ist gefährlicher. Gott wolle
sie gnädig behütten! Sagt man jetzt ahn statt pressentz
audientzkammer? Daß könte ich nicht verstehen. Zu meiner zeit sagte
man nur die pressentz.
[2] Alles ist geendert, seyder ich nicht mehr
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in Teütschlandt bin, biß auff die wörtter, wie ich hirauß sehe.
Wen die krancken lustig seindt, ist es ein gutt zeichen. Wie ich
sehe, so helt der churfürst selten hoff, weillen man so nach ma
tante verlangt. Aber churprintz undt churprintzes halten die auch
keinen hoff? Das ist ja wunderlich. Ich glaube, es ist waß wider
die höffe in der lufft, den überal kompt es ab; hir weiß man gar
nicht mehr, waß es ist. Daß späte eßen bin ich nun gewont, aber
ich glaube, daß alle meine erste kranckheitten davon gekommen
sein, so ich in Franckreich gehabt habe. Hir ist man umb 1 uhr
zu mittag undt umb 10, auch offt umb ein viertel auff 11 zu nacht,
aber man ist nie ein gantze stundt ahn taffel; man spricht kein
wordt ahn taffel. Wen ich mitt geselschafft eße, bleib ich woll
etlich mahl eine gutte stundt ahn taffel, aber mehr nicht, aber man
ist allezeit gar serieux undt nie nichts lustiges. Hir seindt die
pagen ins königs cammer, sie dinnen weder hir noch zu Marly ahn
taffel. Wen ich nicht allein eßen, dinnen sie ahn taffel, undt bey
madame d’Orleans auch. Weillen Ewer aug noch nicht woll ist,
soltet Ihr nicht so viel geschrieben haben, Ihr hettet dictiren sollen,
liebe Louisse! Seyder vergangen donnerstag ist nichts neües hir
vorgangen. Adieu! Seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen
lieb behalte!