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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 8 Mertz 1714.
Hertzallerliebe Louisse, es ist ein recht unglück auff die
brieffe, die ich Eüch schreiben will, den es kommen mir allezeit
verhinderungen dazwischen. Alß zum exempel heütte war ich gantz
resolvirt, Eüch, liebe Louisse, gar einen großen brieff zu schreiben,
aber seyder vergangenen sontag abendts ist mir ein so
abscheülicher husten ahnkommen, daß ich seyder dem nicht auß der
cammer habe kommen können; den ich huste nacht undt tag so
erschrecklich, daß man meinen solte, ich würde ersticken. Ich kan
doch nicht laßen, Eüch noch zu sagen, daß ich Ewr liebes
schreiben von 26 Februari gestern entpfangen habe, bin fro, daß meine
auch richtig überkommen. Meine brieffe meritiren keine
dancksagungen. Ich kene den Maubison
[1] nicht, aber ich will ahn
conte de Broglio schreiben undt ihm seine sauce machen.
[2] Daß
versichere ich Eüch, liebe Louisse, Broglio ist nicht interessirt, ein
ehrlicher man.
[3] Man redt nun viel vom frieden, aber biß ich
sehe, daß ma tante, unßere liebe churfürstin, den frieden glaubt,
kan ich ihn nicht glauben. Es frewet mich recht, daß meine
vettern von Heßen so in gnaden bey ma tante sein; ich interessire
mich vor alle, aber printz Wilhelm habe ich recht lieb. Mehr kan
ich vor dießmahl nicht sagen, alß daß ich Eüch, biß mich mein
husten oder waß anderst den gar-auß macht, allezeit von hertzen
lieb haben werde.