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Versaille den 1 Februari 1715.
Hertzallerliebe Louise, vergangenen montag bin ich mitt Ewer
liebes schreiben vom
21/
10 Januari erfrewet worden. Ich bekamme
selbigen morgen auch eines von mademoiselle de Malauze, von
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selbigen tag datirt; also kam eines dießmahl so geschwindt, alß
daß ander. Andern tags, alß dinstag, andtwortete ich ahn
mademoiselle de Malause; den ich hatte ihr freytag nicht schreiben
können, wie es mein intention geweßen ware undt ichs Eüch gesagt
hatte, liebe Louisse! Also habe ich ihr dinstag geschrieben undt
Eüch vor die freytagspost verspart. Ich weiß nicht, wie es kompt,
daß Ihr meine zwey schreiben auff einmahl entpfangt; den es ist
gar gewiß, daß von hir 2 posten nach Engellandt gehen, alß
nehmblich alle mitwog undt sambstag umb 9 morgen; drumb schreibe ich
immer den abendt vorher undt schicke es ahn monsieur Martine,
der es, wie er mir versichert, es allezeit ahn monsieur Botmar
schickt. Ich habe fortgefahren, Eüch durch dieße gelegenheit zu
schreiben; den ich hoffte, dadurch Ewern beüttel zu sparen, weillen
es ins königs paquet [kommt], wo man ohne zweyffel nichts zahlt.
Die posten gehen doch hoch hir allezeit; aber wie hoch, kan ich
nicht wißen, den ich habe meine paquetten frey, höre aber alle die,
so die posten nicht frey haben, sehr drüber klagen; drumb auch,
wen Lenor hir ist, habe ich ihr gerahten, alle ihr[e] corespondentzen
unter meinen nahmen zu kommen laßen, welches allezeit geschicht,
wen sie hir ist. Es ist mir recht leydt, daß Ihr Eüch so übereylt
habt undt 2 gesunde zahn habt außziehen laßen. Daß ist daß
rechte mittel, sie alle nach einander zu verliehren; den unfehlbarlich
zicht man durch daß zähnaußziehen den flüß auf die überige zähn,
undt es ist ein groß glück, wen man sie nicht alle verliehrt; unßer
könig hatt sie auff dieße weiß alle verlohren.
[1] Es fehlen mir nur
zwey, die mir im mundt gebrochen sein; forn ist auch einer
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gebrochen, die andern alle seindt gar heßlich graw undt gelb, sie
thun mir aber bißher nie wehe. Ich wolt, daß Ihr schon wider
zu Franckfort wehret, weillen Eüch die londische lufft so übel
zuschlecht. Ich glaub, ich bin nicht gescheydt; ich habe Ewer
schreiben letztmahl so geschwindt geleßen, daß ich nicht in acht
genohmen, daß, waß Ihr, liebe Louisse, habt ziehen laßen, so zwey blaßen
seindt undt keine zähn, worüber ich alleweill so lamantirt hatte;
muß meiner thorheit jetzt selber lachen. Es ist kein urlaub zu
sagen zu zähnen, den daß ist nichts unerliches. Wir haben hir
auch gar unbeständig wetter; mir fallen die flüße in den schenckeln
undt knien, daß ich schir wie lahm bin; sie wahren, insonderheit
daß rechte knie, sehr geschwollen, auch so, daß ich keine reverentz
machen konte. Einer von meinen leütten, deßen mutter einen
köstlich pflaster vor die armen macht, hatt mir ein pflaster geben,
so gar nicht stinckt, sondern wie falsch musq
[2] richt; daß trag ich
nacht undt tag. Seyder dem haben meine knie wieder abgenohmen,
aber sie seindt noch schmertzhafft undt schwach. So gern ich auch
von Ewern schreiben habe, so wolte ich mich doch lieber denselben
entbeehrn, alß daß das schreiben Eüch wehe thun solte, liebe
Louisse! Mich verlangt, zu vernehmen, wie es abgeloffen undt ob
Eüch mein brieff nicht geschadt hatt. Es ist kein bößer weib in
der welt, alß die princes des Ursin; wen Ihr wüstet alle boßheit,
so sie gegen mein sohn geübt, die haar würden Eüch drüber zu
berg stehen.
[3] Die printzes von Wallis hatt die gutte vor mir
gehabt undt mir den bezoar
[4] durch mylordt Stairs geschickt.
Er hatt mir zwar gesagt, daß er ihn hatt undt mir geben solle, er
hatt mir ihn aber noch nicht geben. Er hatt mir brieff vom könig
in Engellandt undt printz von Wallis bracht, welcher gar hofflich
ist. Der könig schreibt nur durch secretaire undt einen gar
gezwungen brieff; ist kein gutt Frantzösch, es muß ein englischer
secretarie sein. Sein brieff ist so frembt, alß wen er mich nicht
kente. Ich muß gestehen, daß es mich schmertzt, daß meiner so
hertzlich undt biß in todt geliebte tanten sohn so wenig von mir
helt; aber von der printzes von Wallis bin ich charmirt, habe sie,
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unter unß, recht von hertzen lieb undt wünsche I. L. taußendt
glück undt vergnügen. Es ist mir lieb, daß Ewere niepce salvirt
ist. Man sicht erst nach 3 mont, ob man gezeichnet wirdt sein,
wen die geschwulst undt röhte vorbey wirdt sein. Ihr thut gar
woll, nicht vor der 40taine
[5] bey hoff zu erscheinen; den wen über
10 jahren die kinderblattern nach hoff kämmen, würde man Eüch
die schuldt geben. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vollig
beantwortet. Ich habe noch ahn mein dochter zu schreiben undt es ist
schon 8ten geschlagen, werde also nichts mehr sagen, alß daß ich
Eüch von hertzen lieb behalte, liebe Louisse!