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A mad. Louise, raugräfin zu Pfaltz, a Franckfort.
Versaille den 16 Augusti 1714.
Hertzallerliebe Louise, gestern bin ich mitt Ewer liebes
schreiben vom 3 Augusti erfreüet worden. Es ist mir lieb, darauß zu
ersehen, daß Ihr endtlich alle meine schreiben zu recht entpfangen
habt, hoffe, daß es hinfüro richtiger gehen wirdt. Größer freüde
kan mir St Clou nicht mehr geben, den es gibt mir zu betrübte
erinerungen, indem ich ja leyder Monsieur s. dort habe sterben
sehen;
[1] aber waß mir darin ahngenehm geweßen, war, daß mein
sohn undt seine gemahlin doch gesucht, mir eine kleine verenderung
zu machen, undt den gutten willen muß man allezeit woll
ahnnehmen. Waß die freüllen Wilhelmina von Rathsamshaussen
ahnbelangt, so bitte ich Eüch, liebe Louissen, Ihr wolt ihr doch sagen,
über waß ich Eüch schon geschrieben, daß gar gewiß ihre mutter
ihr kein unrecht begehrt zu thun, allein es ist noch gar kein zeit;
den thet sie es jetzt, würde sie sich nur selber verliehren undt
gar nichts guts vor sie außrichten, den alles würde gleich, waß sie
hatt, haab undt gutt, confisquiret werden; also muß sie sich
abscheülich hütten undt gar behutsam in der sach sein.
[2] Die arme
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fraw hatt sich ihrer dochter schreiben so zu hertzen gezogen, daß
sie schir dran gestorben were, wen mein docktor ihr nicht were
geschwindt zu hülff kommen. Sie hatt eine abscheüliche gelbsucht
bekommen, welches gar gefährlich vor leütten bey jahren ist, auß
lautter trawerigkeit, daß ihre dochter sie so ein groß unglück über
den halß gezogen hatt undt nicht begreiffen will den tord, so sie
ihr gethan, undt meint, daß ihre mutter hart gegen sie seye, da sie
doch unahngesehen alles übels, so sie ihr über den halß durch ihr
durchgehen geladen, sie doch noch eine hertzliche liebe zu ihr
tregt undt mitt schmertzen undt threnen alß ihr mißtrawen in ihren
brieffen list. Mich wundert, daß Ewere schreiben eher
überkommen, alß die meine; den wie ich, liebe Louissen, auß Eweren
brieffen sehe, so seindt die meinen 14 tag undterwegen, da ich die
Ewere doch alß den 12 tag entpfange. Die Rotzenheusserin, ich
will sagen die Wilhelma, muß nie begriffen haben, von welcher
consequentz ihr durchgehen geweßen, sonsten würde sie es gewiß
anderst ahngefangen haben. Mein tag hab ich nicht von den
cammerpräßidenten von Ingelheim gehört, weiß nicht, wer er ist.
A propo von Ingelheim, die Lopes de Villanove, die witwe jetzt von
einem Mosbach ist undt vor dießem mitt mir herkommen ist, die
ist nun hir, ist auff einmahl zu Marly zu mir kommen, sie wirdt
baldt wider weg. Hette sie mir selber nicht gesagt, wer sie ist,
hette ich sie ohnmöglich kenen können, habe mein leben nichts
mehr verendert gesehen, alß sie ist.
[3] Wie kont Ihr Eüch
resolviren, bey dießem schönnen wetter schon daß landt zu verlaßen
undt in die statt Franckfort zu ziehen? In stätten kan ich nicht
dawern, Paris ist mir gantz zuwider, auch kan ich keinen mont
dort sein, ohne kranck zu werden undt daß fieber zu bekommen.
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Ich admirire Ewere gedult, Eüch so umb Eweres schwager sachen
zu bemühen. Wie Ewer neveu noch lebte, konte ich es woll
begreiffen, aber nun, da Ihr nicht wist, in welche händt es kommen
wirdt, deücht es mir eine vergebliche mühe, solte auch gleich eine
von Ewern niepçen in Teütschlandt verheüraht werden. Mein gott,
liebe Louisse, kaum wißen die kinder einem danck, waß man vor
sie gethan, will geschweygen den die niepcen undt ihre mäner.
Daß hatt der duc de Schonburg hatt, daß er hatt all sein leben vor
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karg passirt, undt auß forcht, obligirt zu [sein], seinen döchtern
waß zu geben, wen er sie verheürahten solte, fürchte ich, daß er
sie alle gutte parthien wirdt verseümen machen.
[5] Ich glaube, daß
Ihr nun schon wißen werdet, daß der schlag die königin Anne
gerühret hatt; man helt sie hir vor todt.
[6] Daß hatt mich noch auffs
neü ahn unßere liebe churfürstin s. gedencken machen. Hette sie
noch 3 mont gelebt, so were sie [als] königin gestorben. Wie
wunderlich gehet es doch in der weldt her! Ich wolte gern noch
lenger raisoniren undt plaudern, allein ich erwarte eine holländische
ambassadrice, deren ich audientz muß geben, kan derowegen nichts
mehr sagen, liebe Louise, alß daß ich Eüch all mein leben von
hertzen lieb behalte.